Scholé-Nachrichten April 2019

Liebe Scholé-Freunde,

Beginnen möchte ich diesmal mit einer herzlichen Einladung zur 2. Informations-Veranstaltung der Freilerner:

WANN? MO, 20. Mai 2019, 19.00 Uhr

WO? 1030 Wien, Markhofgasse 19

BILDUNG NEU DENKEN:

FreiLernen als Chance für die Bildungslandschaft

Alle Menschen sind von Geburt an FreiLerner.

Unser Gehirn ist dazu geschaffen, Erfahrungen zu verarbeiten und zu speichern, wenn sie als subjektiv sinnvoll eingeschätzt werden. Unabdingbar sind dafür also INTERESSE, NEUGIER und BEGEISTERUNG. Wer unter Druck Leistungen erbringen muss, kann nicht mehr kreativ sein. Unser Potenzial können wir nur dann entfalten, wenn wir SELBSTBESTIMMT lernen dürfen. Das bestätigt die Wissenschaft seit Jahrzehnten.

Wie könnte unsere Bildungslandschaft aussehen, wenn diese Erkenntnisse endlich in die Praxis umgesetzt würden? 

Was im heutigen Schulsystem immer noch als utopisch angesehen wird, machen einige Pionierinnen und Pioniere des selbstbestimmten Lernens ihren Söhnen und Töchtern bereits heute möglich. Welche Einsichten sie auf diesen Weg gebracht haben, welche Erfahrungen sie damit machen und welchen Hindernissen sie begegnen – all das erfahren Sie aus erster Hand an diesem Abend!

Moderation: Michael Karjalainen-Dräger

DI Sigrid Haubenberger-Lamprecht und Dr. Gudrun Totschnig führen in das Thema ein

REFERATE:

Mag. Maria Schwenk, Juristin, Linguistin und Kognitionswissenschafterin:

„Lernen aus kognitionswissenschaftlicher Sicht“

Mag. Heidrun Krisa, Verhaltensbiologin:

„FreiLernen und Sozialisation“

Prof. Dr. Ulrich Remus, Leiter des interdisziplinären Forschungszentrums „Informationssysteme für vernetztes Arbeiten und Leben“, Universität Innsbruck:

„Studien und Berufsaussichten“

Mag. Jan Engelberger, Jurist und Taiji-Lehrer:

„Die rechtliche Sicht auf selbstbestimmte Bildungswege“

Alle Vortragenden sind Eltern frei lernender Kinder und beantworten gerne Fragen aus dem Publikum!

Kostenbeitrag: 10-15 Euro nach eigener Einschätzung

Um uns die Organisation zu erleichtern, bitten wir um Anmeldung unter veranstaltung@freilerner.at

                         Machen wir uns gemeinsam für neue Bildungswege stark!

Die Situation der österreichischen Freilerner steht im Moment auf Messers Schneide:

Von links werden Befürchtungen vorgebracht, dass der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdet sei, wenn nicht jedes Kind nach den gleichen schulischen Lehrplänen unterrichtet wird. Von rechts werden Leistungskontrollen, Standardisierung und Anpassung an die Erfordernisse der Wirtschaft weiter vorangetrieben. Beschlossen wurde also eine Erhöhung der Strafen für jeden, der es wagt, individuelle Wege einzuschlagen. De facto hängen die Freiheitsrechte damit wie so oft vom Kontostand ab: Wie viele Eltern können es sich leisten, 800€ Bußgeld pro Kind zu bezahlen – 400€ die Mutter und 400€ der Vater – und das mehrmals pro Jahr je nach Ermessen der zuständigen Behörde?!

Die Menschenrechtserklärung beruht auf der Idee, dass in einem demokratischen Gemeinwesen die Freiheit jedes einzelnen Individuums als höchster Wert zu gelten hat und den Wünschen von Staat und Gesellschaft daher nicht untergeordnet werden darf.  

In diesem Sinne habe ich ein Schreiben an Richter verfasst, die über diese Strafen zu bestimmen haben:

Als Bürgerin eines demokratischen Staates beeinspruche ich die Verhängung von Verwaltungsstrafen für das Freilernen unter Berufung auf die MENSCHENRECHTE, die auf unbedingter Achtung vor der Freiheit des Individuums beruhen:

Jeder Mensch kommt mit individuellen Anlagen und Bedürfnissen zur Welt. Ein allgemeingültiges Bildungskonzept, das es jedem Kind ermöglichen würde, seine angeborenen Potenziale bestmöglich zu entfalten, kann es angesichts der Vielfalt menschlicher Anlagen und Bedürfnisse also gar nicht geben. Sämtliche Vertreter der Entwicklungpsychologie plädieren deshalb für maximale Individualisierung.

Unterschiedliche Bildungswege können nicht prinzipiell als gut oder schlecht, richtig oder falsch beurteilt werden, sondern nur als momentan besser oder weniger gut geeignet für ein bestimmtes Kind – je nach dessen Anlagen, dessen persönlicher, familiärer und sozialer Situation. Dazu kommt noch die nötige Rücksicht auf die individuellen Lernstrategien von Kindern und Jugendlichen.

Das KINDESWOHL hängt also davon ab, wie gut eine Bildungsform unter den gegebenen Umständen 1) den individuellen Bedürfnissen des betreffenden Kindes, 

2) den menschlichen und sozialen Möglichkeiten der Familie entspricht. 

Außer Frage steht selbstverständlich, dass alles getan werden soll, um offenkundige Verstöße gegen das Kindeswohl zu verhindern, die innerhalb des Schulsystems genauso vorkommen wie außerhalb. Keine Bildungsform kann für sich beanspruchen, das Kindeswohl oder gar den späteren Berufserfolg zu GARANTIEREN, auch die Schule nicht!

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Vielfalt unserer Welt auf allen Gebieten exponentiell vergrößert – einer wachsenden Zahl von Problemen steht damit auch eine wachsende Zahl möglicher Lösungen gegenüber:

  • Das Weltwissen verdoppelt sich alle paar Jahre.
  • Zugang zum Weltwissen hat inzwischen potentiell jeder, der ein Smartphone bedienen kann.
  • Die meisten Staaten der Welt haben mit wachsender Sprachenvielfalt und immer größeren kulturellen Unterschieden zwischen ihren BewohnerInnen zu tun.
  • Zugleich gab es noch nie so viele verschiedene Bildungswege, Berufe, Reise- und Beschäftigungsmöglichkeiten wie heute.
  • Die gesellschaftliche Entwicklung verläuft so rasant, dass niemand genau sagen kann, welche Kompetenzen in 10 oder 20 Jahren gefragt sein werden.
  • Ein verbindlicher Lehrplan für alle ist unter diesem Blickwinkel vollkommen unrealistisch und damit de facto obsolet geworden, dafür gibt es bereits eine kaum überschaubare Menge außerschulischer Bildungsmöglichkeiten.
  • Noch nie waren die Entwicklungsunterschiede zwischen Kindern und Jugendlichen gleichen Alters so groß wie heute. Unter 13-jährigen Schülerinnen und Schülern wurden Entwicklungsunterschiede von +/- 7,5 Jahren zwischen den reifsten Mädchen (sie haben in diesem Alter einen durchschnittlichen Entwicklungsvorsprung von 1,5 Jahren) und den unreifsten Jungen gemessen! Kein Wunder, dass der in unseren Schulen immer noch übliche Unterricht altershomogener Klassen von LehrerInnen UND SchülerInnen so oft als Zumutung empfunden wird.
  • Auch auf dem Schulsektor nimmt die Vielfalt merklich zu: Obwohl sich die öffentlichen Schulen durch Mehrstufenklassen und zahlreiche andere Maßnahmen um Diversifizierung bemühen, besucht in Deutschland wie in Österreich bereits jedes 10.Kind eine private oder eine freie Schule. Starke Zuwachsraten verzeichnet auch das Freilernen: In den USA stieg die Zahl von 2 auf 3 Millionen, davon schätzungsweise 300.000 bis 400.000 Unschooler, die auf Externistenprüfungen verzichten (was in den angelsächsischen Ländern vollkommen legal ist).

Die derzeitige Rechtslage in Österreich empfinde ich als äußerst ungerecht,  denn sowohl der Besuch von Privatschulen als auch das Freilernen hängen ausschließlich von der Finanzlage der betroffenen Familien ab: Wer genug Geld hat, kann seine Kinder in eine Privatschule schicken, zur Prüfungsvorbereitung Nachhilfelehrer bezahlen oder die regelmäßigen Geldbußen für das Freilernen „aus der Portokassa“ begleichen. 

Kinder aus ärmeren Familien, werden durch Strafbescheide, die angeblich zu ihrem Wohl erlassen wurden, de facto mehrfach benachteiligt: 

–   Solange es keinen Bildungsgutschein für jedes Kind gibt, müssen ihre Eltern    sämtliche  Bildungsausgaben aus eigener Tasche bezahlen.

 Strafen belasten das ohnehin knappe Familienbudget, von dem für Lernmaterialien, Kurse, Exkursionen, Treffen mit anderen Kindern, Reisen usw. dann noch weniger übrig bleibt.

Die Bezugspersonen müssen sehr viel Zeit, die sie mit den Kindern verbringen könnten, für Behördenwege, Eingaben und Streitgespräche aufwenden.

Sind die verhängten Strafen uneinbringlich, kommen die Eltern wie Verbrecher ins Gefängnis.

Die Atmosphäre in der Nachbarschaft sowie im weiteren Familien- und Freundeskreis wird durch gerichtliche Auseinandersetzungen oder gar einen Gefängnisaufenthalt oft schwer belastet. Hauptleidtragende sind die Kinder, die das als extrem beschämend wahrnehmen, ohne irgend etwas dagegen tun zu können! 

In Kanada und Großbritannien haben Studien über die soziale und berufliche Weiterentwicklung von Jugendlichen, die sich informell bilden durften, so günstige Ergebnisse erbracht, dass Freilerner dort immer häufiger staatliche FÖRDERUNGEN erhalten. Dient es dem Kindeswohl nicht weitaus mehr, wenn Behördenvertreter statt als strafende Kontrollore als kooperationsbereite UNTERSTÜTZER von Freilernerfamilien auftreten?

Die österreichischen Freilernerfamilien fordern im Namen der ihnen anvertrauten jungen Menschen die Legalisierung des freien oder informellen Lernens, sofern und solange die Kinder selbst es so wollen. (Schulkinder sollen die Möglichkeit haben, Freilerner zu werden, und Freilerner die Möglichkeit, zur Schule zu gehen.) 

Sie bejahen selbstverständlich Maßnahmen, die tatsächlich dem Schutz des Kindeswohls dienen und für alle mit Erziehungsaufgaben betrauten Menschen gleichermaßen gelten. 

Sollten bereits existierende Studien aus dem Ausland in Österreich weiterhin nicht anerkannt werden, fordern sie eine wissenschaftliche Erforschung selbstbestimmter Bildungswege, die anderswo seit jeher als Urform des Lernens und als  Bereicherung moderner Bildungslandschaften geschätzt werden. 

Ich bitte euch um Verbreitung dieser Gedanken bzw. um Rückmeldungen, falls ihr Einwände vorzubringen habt – oder Freilerner aktiv unterstützen möchtet!

Sturmgebeutelte Frühlingsgrüße

Alexandra

Scholé-Nachrichten Februar 2019 – Einladung zum 3. Bildungsfreiheitstreffen


Liebe Scholé-Freunde,

das Ringen um Bildungsfreiheit geht weiter. Es ist vor allem ein Ringen um Bewusstseinsveränderung, in erster Linie bei den Eltern. In den österreichischen Medien werden derzeit die mutigen Pionierinnen und Pioniere gefeiert, die vor 100 Jahren das aktive und passive Wahlrecht für Frauen errungen haben. Bis es aber endlich soweit war, mussten diese Frauen die geltenden Gesetze brechen, sich beschimpfen, verurteilen und einsperren lassen…

Denn damals, im Jahr 1919, spiegelte die folgende Aussage eines renommierten Politikers noch die Auffassung der breiten Mehrheit wider: „Ihr natürlicher Mangel der wehrhaften Kraft, der Tiefe und Besonnenheit im Urteil, der Entschiedenheit im Wollen und der Ausdauer im Handeln … legt Protest gegen ihre völlige Gleichstellung … in der Familie wie im politischen Leben ein.“ Die Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts der Frauen wurde mit deren natürlicher Unterlegenheit begründet und als notwendiger Schutz betrachtet: So sah das österreichische Gesetz bis 1974 vor, dass eine verheiratete Frau die ausdrückliche Erlaubnis ihres Ehemannes benötigte, wenn sie außer Haus arbeiten gehen wollte!

Heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, wird um das Selbstbestimmungsrecht der Kinder gerungen. Die Pionierinnen und Pioniere selbstbestimmter Bildung wagen es, Gesetze in Frage zu stellen, die doch zum Schutz des Kindeswohls erlassen wurden! Die Mehrheit der Bevölkerung findet das vollkommen verrückt: Nur die wenigsten Eltern würden ihren Kindern tatsächlich zutrauen, dass sie selbst entscheiden können, was ihnen gut tut. Der Rest der Bevölkerung ist überzeugt, dass Kinder von sich aus den ganzen Tag Süßigkeiten essen, vor dem Fernseher sitzen, am Smartphone zocken oder gefährlichen Unsinn treiben würden. Folglich müssen sie zu ihrem eigenen Besten in speziell dafür geschaffenen Einrichtungen gezwungen werden, etwas „Vernünftiges“ zu lernen.

Die Wahrheit ist, dass Kinder nicht das tun, was Erwachsene ihnen sagen, sondern immer das, was Erwachsene ihnen vorleben. Insofern ist die Sorge von Eltern durchaus berechtigt, solange sie selbst am liebsten Fastfood essen, von Smartphone oder Laptop nicht lassen können und nur arbeiten gehen, um Geld zu verdienen. Ihre Kinder werden diese Gewohnheiten übernehmen und zur Schule gehen, um Zeugnisse zu bekommen. Mit Kindern auf Augenhöhe zusammenleben und ihnen Vorbild sein, ist eine Herausforderung! Eine Lebensaufgabe, die ein hohes Maß an menschlicher Reife voraussetzt. Für die Kinder unreifer Eltern ist es deshalb ein großes Glück, wenn sie in der Schule guten LehrerInnen begegnen, die ihnen dank ihrer menschlichen Qualitäten manchmal zu lebenslangen Vorbildern werden können.

Gestern war ich bei „Bildünger“, einem großen Kongress im Museumsquartier. Die Organisatoren – das Bildungsministerium und mehrere private Stiftungen – hatten als Zugpferd den charismatischen indischen Bildungspionier SUGATA MITRA eingeladen, ließen ihn aber leider erst am Ende der Veranstaltung zu Wort kommen. Er erzählte von seinem berühmten Experiment in einem Slumviertel von Kalkutta, wo er 1999 einen Computer in für Kinder gut erreichbarer Höhe in eine Mauer einbaute, um zu beobachten, was sie mit dem unbekannten Gerät wohl anfangen würden.

Schon nach wenigen Wochen hatten sich die Kinder mit vereinten Kräften die nötigen sprachlichen und technischen Fertigkeiten angeeignet, um den Computer genauso geschickt zu nutzen wie die Kinder der Reichen. Obwohl ihnen niemand Lesen, Schreiben und Englisch beigebracht hatte und auch kein Erwachsener in der Nähe war, um ihre Fragen zu beantworten! Dieses Experiment hat Sugata Mitra viele Male wiederholt. Es funktionierte in indischen Bergdörfern genauso gut wie in London, vorausgesetzt die Kinder bildeten eine überschaubare Gruppe und durften ihren Forschergeist ungehindert ausleben. Dort wie da ließen sich die Ergebnisse ihrer selbstständigen Recherchearbeit aber merklich steigern, wenn irgendein erwachsener Beobachter – eine freundliche Oma zum Beispiel – daran herzlich Anteil nahm und den Kindern ab und zu anregende Fragen stellte.

School in the Cloud nennt Sugata Mitra sein revolutionäres Selbstbildungsmodell, das derzeit an drei Orten zugleich – in Goa, Washington und Barcelona – verwirklicht werden soll. Die im Muqa versammelten BildungsreformerInnen applaudierten dem Festredner lautstark, doch als der humorvolle Inder schmunzelnd fragte, wer von den Anwesenden sich vorstellen könnte, seine Kinder auf diese Weise lernen zu lassen, erhoben sich nur sehr wenige Hände in dem großen Saal…

Den meisten von uns sitzt immer noch das über viele Jahrhunderte geschürte Vorurteil im Nacken, Kinder wären von Natur aus dumm, faul und / oder boshaft, wie uns das der „Struwwelpeter“ oder „Max und Moritz“ doch deutlich vor Augen führen. Und obwohl diese Klassiker der Kinderliteratur längst durch „Pippi Langstrumpf“, „Pu, der Bär“ oder „Das kleine Ich bin Ich“ ersetzt wurden, wirken sie leider im kollektiven Unbewussten und damit auch in unserer Pädagogik bis heute nach. Das klassische, auf diesem längst veralteten Menschenbild beruhende Schulwesen, gerät immer mehr ins Schleudern, was der Grund für Kongresse wie „Bildünger“ ist. Trotzdem gibt es nach wie vor keine staatliche Förderung für Bildungspioniere, die an die Selbstbildungskraft der Kinder glauben und sich bemühen, ihnen Freiräume zur Entfaltung ihrer individuellen Potenziale zur Verfügung zu stellen.

Der MARKHOF ist eines dieser zukunftsweisenden Projekte: Wer sich für Lernen und Arbeiten in Gemeinschaft interessiert, kann in den vielen schönen Räumen im 3. Bezirk (Markhofgasse 19) Erfahrungen sammeln oder selbst seinen Beitrag zu einer anderen Form des Zusammenlebens leisten. Der MARKHOF empfängt interessierte Besucher und sucht engagierte MitarbeiterInnen, die Zeit und Lust haben, nach oder neben ihrem Brotberuf mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern neue Lebensformen zu erproben und spannende Projekte zu entwickeln. Es gibt dort viele verschiedene Dinge zu tun: Bitte meldet euch, wenn ihr Interesse habt!

Im MARKHOF wird am 25. März um 18 Uhr auch unser nächstes Treffen zur BILDUNGSFREIHEIT stattfinden. Da wir beim letzen Mal so positive Rückmeldungen erhalten haben, möchten wir nach dem wechselseitigen Informationsaustausch wieder eine Aufstellung machen. Es gibt viel Neues zu berichten!

Wir freuen uns auf regen Besuch!
Alexandra und Melanie

Scholé-Nachrichten September 2018

Liebe Scholé-Freunde,

Weil ich in unserem Landhaus keinen Internetanschluss hatte, sind die August-Nachrichten ausgefallen – und offenbar einigen von euch sogar schon abgegangen, wie ich zu meiner Freude vernommen habe :-))

Beim Forum Alpbach habe ich heuer wieder viele neue InteressentInnen kennengelernt und dabei festgestellt, dass es von Jahr zu Jahr leichter wird, über die Notwendigkeit der Bildungsfreiheit zu sprechen. Möglich machen das vor allem die immer offensichtlicheren Mängel des herkömmlichen Schulsystems: Eine ausgezeichnete Zusammenfassung bietet zum Beispiel ein Kommentar der Sonderpädagogin Elisabeth Groihofer-Steidl, der unter dem Titel „Schule – ein Armutszeugnis und viele Fragen“ am 4.9. im Standard erschienen ist. Übrigens gab es in Alpbach auch ein Seminar zum Thema Bildung, an dem Teach for Austria KandidatInnen teilnahmen. Es trug den bezeichnenden Titel „Mission to Mars“! Ich habe für den Kriegsgott Mars, zu dem unser auf Konkurrenz und Wettbewerb beruhendes Unterrichtssystem ja tatsächlich sehr gut passt, nicht so viel übrig…:-)

Also habe ich mich lieber zu der Gruppe gesellt, die sich für „Achtsamkeit in der Pädagogik“ einsetzen, und bin mit ihnen, auf einem Meditationspfad dem Bach entlang, langsam und bedächtig durch die herrliche Landschaft gewandert. Ehrengast war an dem Tag ein britischer Parlamentarier, ein weißhaariger Waliser mit Bubengesicht und lachenden blauen Augen namens Chris Ruane. Er erzählte, dass er selbst schon in jungen Jahren mit großem Erfolg Achtsamkeitsübungen ausprobiert hatte. Als Volksschullehrer animierte er später auch seine Schüler dazu, deren Eltern über die segensreiche Wirkung dieser einfachen Übungen staunten.

2012 kam Chris Ruane auf die Idee, seine 600 gestressten Parlamentskollegen per Rundmail einzuladen, sich für ein Achtsamkeitsseminar anzumelden, das ein hoch angesehener Professor von der Universität Oxford abzuhalten bereit wäre (an der es ein eigenes Mindfulness Center gibt). Immerhin 45 seiner Kolleginnen und Kollegen zeigten auf Anhieb Interesse. Gemeinsam mit anderen, die seither hinzugekommen sind, treffen sie sich allwöchentlich zu einer stillen Meditation, bei der Vertreter der verschiedensten Parteien friedlich nebeneinander sitzen. Das Projekt scheint ein großer Erfolg zu sein, denn es ist inzwischen von 40 Parlamenten in verschiedenen Ländern der Welt aufgegriffen worden!

Das Ziel aller Achtsamkeitsübungen ist die Versöhnung des Menschen mit seiner ursprünglichen Natur. Wer es schafft, ohne jede Ablenkung mit sich selbst in Resonanz zu gehen, kann allmählich seine innere Stimme wieder vernehmen, seine eigentlichen Wünsche und Bedürfnisse spüren, seine Verbundenheit mit allem Leben wahrnehmen. Das macht ihn unabhängig von äußerer Beeinflussung, bringt ihm seine Stärken zu Bewusstsein und lässt ihn seine Ziele klar erkennen. „Wenn wir jedem 8-jährigen Kind Meditation beibringen würden, könnten wir die Gewalt in der Welt innerhalb von einer Generation beenden“, sagte der Dalai Lama einmal. Am 12.12.2002 wurde die Gehirnfrequenz des Dalai Lama gemessen: Sie lag permanent bei etwa
5 Hertz (5 Schwingungen pro Sekunde), was exakt der Gehirnfrequenz eines Kleinkindes entspricht. Die eines „normalen“ Erwachsenen liegt bei etwa 11 Hertz. 5 Hertz erreichen Erwachsene nur noch im Tiefschlaf oder in der Meditation.

Bei Kleinkindern wie bei Meditierenden schwingen zudem beide Gehirnhälften im gleichen Rhythmus, was eine erstaunliche Fähigkeit zur Wahrnehmung bewirkt. Die geniale Lernfähigkeit kleiner Kinder beruht darauf, nur sind sie sich dessen nicht bewusst. Erwachsene hingegen können den Zustand meditativer Konzentration bewusst erfahren, in dem Gefühl, Logik, Erfahrung, archaisches Wissen und intuitive Zugangsweisen in ständigem Austausch miteinander stehen. Das erklärt, wieso ein derart synchronisiertes Nervensystem eine Million mal schneller arbeitet als ein Computer, obwohl moderne Computer über millionenfach schnellere Verbindungen verfügen! Und wieso ein Computer zwar jede Menge Wissen verarbeitet oder sogar produziert, aber selbst wenn seine Leistungsfähigkeit noch so sehr optimiert würde, niemals weise Entscheidungen treffen könnte…

Wäre es nicht interessant, die Gehirnfrequenz frei lernender Kinder, die in Geborgenheit aufwachsen und deren natürliche Lernprozesse nicht gestört werden, mit denen gleichaltriger Volksschüler aus Laptop-Klassen zu vergleichen? Vielleicht gelingt es uns, ein solches Experiment anzuregen, denn demnächst werden wir wissenschaftliche Ergebnisse brauchen:

Einige Freilernereltern erhielten vor dem Sommer einen Bescheid, dass ihnen die Obsorge für ihre Kinder entzogen wird, weil diese die vorgeschriebenen Jahresprüfungen nicht absolviert haben. Ein schwer verkraftbarer Schock für die mutigen Eltern! Doch vielleicht war das der Auftakt für eine unvermutete Lösung. Als eine betroffene Mutter nämlich beim Jugendamt anrief und fragte, wie sie sich die Durchführung dieses Urteils vorzustellen habe, reagierte die zuständige Beamtin ungehalten. Ihr Ärger richtete sich nicht etwa gegen die Betroffenen – derart glückliche, wohl versorgte Kinder bekommen Jugendamtsmitarbeiter ja leider selten zu Gesicht -, sondern gegen das Gericht. Wieso war das für Obsorgefragen zuständige Jugendamt nicht einmal gefragt worden? Und auf welcher rechtlichen Grundlage sollten die BeamtInnen jetzt handeln? Sie waren schließlich nicht für schulische Fragen zuständig, sondern für das KINDESWOHL, und da gab es bei diesen Freilernerfamilien nichts zu beanstanden!

Fazit: Das Jugendamt schickte eine Anfrage an das Höchstgericht und ersuchte um Klärung der Frage, ob selbstbestimmte Bildung an sich als Gefährdung des Kindeswohl definiert werden kann. Eine solche Anfrage kann das Gericht nicht ignorieren! An der Universität Gießen findet am 19.10. übrigens der zweite Juristenkongress zu dem Thema statt (https://fsg-kolloquium.de). Es besteht also Grund zur Hoffnung, dass ENDLICH ein Höchstgericht die wissenschaftliche Erforschung dieser selbstbestimmten Bildungsform anordnet, die in einigen angelsächsischen Ländern inzwischen sogar staatlich gefördert wird, weil die Ergebnisse der Langzeitstudien so positiv sind. Falls diese Studien hierzulande weiterhin nicht anerkannt werden, weil es „ausländische“ Studien sind – ein mehr als seltsames Argument, wenn es um pädagogische Fragen geht! – werden wohl österreichische Studien in Auftrag gegeben werden müssen. Die Freilerner freuen sich darauf, denn sie bemühen sich seit Jahren vergeblich darum, damit den absurden Unterstellungen in verschiedenen Medien endlich solide wissenschaftliche Forschungsergebnisse entgegengestellt werden können!

Mit sehr hoffnungsvollen Grüßen
Alexandra

 

Scholé-Nachrichten Juli 2018

Liebe Scholé-Freunde,

schon zum 7. Mal haben mein Mann und ich Urlaub in Vassilikos gemacht, das sich von anderen Touristenorten auf Zakynthos so wohltuend unterscheidet, WEIL MAN HIER AUF SCHRITT UND TRITT FREILERNERN ALLER ALTERSSTUFEN BEGEGNET :-)) Statt sich von professionellen Unten-Haltern zerstreuen und ablenken zu lassen, begeistern sie sich an Salsa-Tanzen, lernen Ukulele spielen, Ikonen malen, griechisch kochen, oder erforschen Geschichte, Fauna und Flora der Insel. Ohne Druck, ohne Zwang, mit ganz viel freier Zeit dazwischen und nur solange sie Lust haben. Wir genießen die wunderbar entspannte Stimmung, die hier in der Luft liegt und sich auch auf die griechischen Gastgeber auswirkt: Bescheidene, zufriedene Gäste, die über Jahre immer wieder kommen, werden zu persönlichen Freunden und machen ihnen bewusst, wie kostbar die Natur und die Landschaft sind, die den unverwechselbaren Rahmen für das alles bildet. So konnten Zerstörungen wie in den Nachbarorten bisher erfolgreich verhindert werden.

Obwohl ich an den Kursen nicht mehr aktiv teilnehme, gehe ich gerne zu den allwöchentlich stattfindenden „Finissagen“, festlichen Zusammenkünften unter freiem Himmel oder einem Zeltdach, bei denen die KursteilnehmerInnen vorführen, was sie innerhalb der vergangenen fünf Tage alles geschaffen und dazu gelernt haben: Ich bewundere die 6 bis 16-Jährigen TänzerInnen und ihre junge Trainerin, die gemeinsam eine komplexe Choreografie erarbeitet haben. Den Chor, der mit mitreißender Begeisterung alte und neue Lieder zum Besten gibt. Die phantasievollen Sprachspiele von Menschen, die beruflich mit völlig anderen Dingen zu tun haben. Die Naturstudien künstlerischer Laien, denen beim Malen zum ersten Mal aufgefallen ist, wie viele Schattierungen eine Zwiebel hat, wie rasch sich die Farben des Meeres verändern oder wie komplex eine unscheinbare Oleanderblüte bei genauerem Hinsehen gebaut ist.

Und wie jedes Jahr frage ich mich: Was hindert uns daran, nur noch auf diese lustvolle Weise zu lernen, wenn mit so wenig Aufwand so viel möglich ist? Wozu verschwenden wir unsere Energie auf das Aufspüren, Analysieren und Ausgleichen angeblicher Defizite, anstatt endlich die Blickrichtung umzukehren, uns an den so reichlich vorhandenen Fähigkeiten der Menschen zu erfreuen und ihnen die Möglichkeit zu geben, diese Fähigkeiten nach Herzenslust auszuleben? Warum ziehen die Bildungsministerien anstelle von ExpertInnen für alle nur denkbaren Erziehungsprobleme nicht lieber erfolgreiche Praktiker zu Rate – wie zum Beispiel die KünstlerInnen und KunsttherapeutInnen, die hier bei einem Arbeitseinsatz von 1,5 bis 2 Stunden pro Tag solche Erfolge erzielen und sich dabei selbst noch erholen? Der Wiener Anwalt Wolfgang Löhnert, der diese Freizeit-Bildungsinstitution vor mehr als 20 Jahren gemeinsam mit Kunstbegeisterten gegründet hat, könnte dem Finanzminister vorrechnen, wie unwahrscheinlich kostengünstig ein solches Modell ist, wenn man das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis mit dem unseres ebenso kostpieligen wie ineffizienten Schulsystems vergleicht…

 

Vor vielen Jahren finanzierte eine deutsche Stiftung (ich weiß leider nicht mehr, welche) einen Versuch, bei dem „Schulversager“ aus so genannten Brennpunktschulen in Begleitung von FreizeitpädagogInnen auf ein sechswöchiges Feriencamp geschickt wurden. Dort durfte maximal 2 Stunden pro Tag im herkömmlichen Sinn „gelernt“ werden, die übrige Zeit sollten die Kinder mit Spiel, Sport, Kunst und Theaterspielen verbringen. Alle 60 Schüler und Schülerinnen zwischen 11 und 14 Jahren, viele von ihnen Migrantenkinder, waren vor Beginn des Feriencamps getestet worden. Nach ihrer Rückkehr wurde ihr Bildungsstand erneut überprüft. Das verblüffende Ergebnis: Innerhalb von nur 6 Wochen hatten sie so viel dazu gelernt wie Kinder sonst in 1,5 Schuljahren lernen!!! Ganz abgesehen von den Verbesserungen ihres gesundheitlichen und seelischen Befindens…

Das zweite Beispiel, das mir endgültig die Augen geöffnet hat, stammt aus dem Buch ÜBERLEBENSSCHULE von David Gribble, das ich euch von Herzen empfehlen kann: 1989 gründete die indische Sozialarbeiterin Rita Pannicker in New Delhi die private Organisation Butterflies Child Rights. Auf dem Weg zur Arbeit war sie immer wieder Straßenkindern begegnet. Langsam und vorsichtig versuchte sie sich mit ihnen anzufreunden, denn sie wollte herausfinden, wie diese Kinder es überhaupt schaffen, inmitten von so viel Armut, Not und Gewalt zu überleben. Und sie wollte von ihnen selbst erfahren, welche Art Hilfe sie sich dabei wünschen.

Es war gar nicht leicht, das Vertrauen der Kinder zu gewinnen, denn mit den meisten Erwachsenen – egal ob Polizisten, Sozialarbeiter oder Geschäftsbesitzer – hatten diese Kinder bisher schlechte Erfahrungen gemacht. Sie wurden entweder getreten, verjagt, um ihren Lohn geprellt und misshandelt, oder gegen ihren Willen eingefangen, von ihren Familien getrennt und in Bildungsinstitutionen gesperrt. „Vergiss Bildung – wenn wir lernen, dann sterben wir alle vor Hunger. Eltern, Brüder, Schwestern, alle werden sterben. Die Regierung kann uns unsere Eltern nicht wiederbringen. Wenn es zu Hause genug Geld gibt, dann wären wir ja nicht gezwungen zu arbeiten, dann hätten wir ja gelernt. Wir würden ja gerne lernen, aber wer wird inzwischen alles andere machen?“ So fasste es einer der Jungen bei einer IDEC (International Democratic Education)-Konferenz im Jahr 2000 zusammen.

Rita Pannicker erkannte, dass es darum ging, die unglaublichen Leistungen dieser Kinder zu würdigen, ihren Beitrag zum Überleben der ganzen Familie anzuerkennen und sich für ihre Rechte einzusetzen, anstatt sie zwangsweise in Institutionen einzuweisen, wo zudem meist grauenvolle Zustände herrschen. Gemeinsam mit anderen Freiwilligen baute sie ein Netzwerk auf, das die Kinder bei Auseinandersetzungen mit Polizei und Ladenbesitzern unterstützt, ihnen hilft, einigermaßen sichere Schlafplätze zu finden, sie über ihre Rechte informiert und sie mit demokratischen Spielregeln vertraut macht, so dass sie sich zu Kinderarbeitsgewerkschaften zusammenschließen können. Zu bestimmten Zeiten sind Butterflies-Mitarbeiter unterwegs mit Metallkoffern, die Stifte, Spiel- und Lernmaterialien enthalten. Die Straßenkinder suchen sich selbst aus, was sie spielen oder lernen möchten: „Sie geben uns die Freiheit zu spielen, wir können zu ihnen gehen und einfach nur zeichnen. Wir gehen zu den Kinderversammlungen und dort wird Mitbestimmung wesentlich. In den Versammlungen können wir unsere Meinung äußern, wir können sagen, was wir lernen wollen.“

Die Organisation Butterflies gibt es inzwischen in vielen extrem armen Regionen, und überall hat sich gezeigt: Wenn sie sich um ihre eigenen Belange kümmern dürfen und ihre Würde gewahrt wird, erlernen selbst schwer arbeitende Kinder Lesen, Schreiben und andere wichtige Dinge einfach nebenbei. Und zwar ohne ihre Familien im Stich lassen zu müssen und ihre bewunderungswürdigen Überlebensfähigkeiten einzubüßen – während Straßenkinder, die zwangsbeschult wurden, sich danach im Leben oft nicht mehr zurechtfinden… Die dank Butterflies selbstermächtigten Kinder hingegen lernen, wie derselbe indische Straßenjunge im Jahr 2000 berichtete, noch etwas, was in der Welt von morgen überlebenswichtig sein wird: internationale Solidarität. „Ein weiteres Beispiel, was wir bei Butterflies gemacht haben: Vor sehr kurzer Zeit, vor eineinhalb Jahren, gab es in unserem Land Krieg mit Pakistan. Das war in Kargil, dort wo die Kämpfe stattfanden und viele Menschen starben. Aber die Kinder waren diejenigen, die in den Dörfern beider Länder am meisten davon betroffen waren. Wir diskutierten das in der Gewerkschaft, und wir fanden, dass es wichtig ist, dass wir uns mit den Kindern dieser Gegend, die vom Krieg betroffen sind, solidarisieren. Also sammelten wir Geld und schickten es den Kindern beider Länder.“

Kinder helfen Kindern. Die Armen den Ärmsten. Und alle wachsen daran. Das ist der Weg zum Weltfrieden.

Schöne selbstbestimmte Hochsommertage wünscht euch herzlichst
Alexandra

Februar 2018 – Initiative für Bildungsfreiheit

Februar 2018 – Initiative für Bildungsfreiheit


Liebe Scholé-Freunde,

seit längerem denke ich intensiv darüber nach, wie wir eine Legalisierung des Freilernens erreichen könnten. Die Ankündigung der neuen Regierung, wieder Noten ab der 1. Klasse Volksschule einzuführen, hat mir nun bestätigt, was sich in Gesprächen und Aufstellungen schon früher abgezeichnet hatte: Es geht nicht um die Freilerner allein, sondern in einem viel allgemeineren Sinn um BILDUNGSFREIHEIT, da nur so die Vielfalt verschiedener Bedürfnisse und Gegegebenheiten berücksichtigt werden kann.

Mein Herz schlägt nach wie vor für die Freilerner, weil ich das Wesentlichste bei ihnen kennenlernen durfte: den bedingungslosen Respekt vor dem Kind und seinen natürlichen Impulsen. Unterwegs zum selbstbestimmten Leben und Lernen sind aber auch zahlreiche Eltern und Lehrer, die sich unter großem persönlichen Einsatz in verschiedensten Reformschulen engagieren. Ist es nicht an der Zeit, dass ALLE innerhalb und außerhalb des Schulsystems, die eine andere Vision vom Zusammenleben mit jungen Menschen haben als deren Ausbildung zu funktionierenden Untertanen, gemeinsam für das MENSCHENRECHT auf freie Bildung eintreten?

INITIATIVE FÜR BILDUNGSFREIHEIT

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Niemand kann vorhersagen, welche Eigenschaften, Kenntnisse oder Fertigkeiten in der Welt von morgen besonders wichtig sein werden. Über intuitive Antennen für künftige Entwicklungen scheinen am ehesten die jungen Menschen selbst zu verfügen!

Ein überzeugendes Beispiel dafür sind viele jüngere Erwachsene von heute: Schon als Kinder waren sie im Umgang mit elektronischen Medien weitaus geschickter als ihre Eltern und Lehrer. Wer hat ihnen diese Fertigkeiten beigebracht? Niemand! Sie haben sie spielerisch selbst entwickelt, begeistert über die Erfahrung der Selbstmächtigkeit – sie wurden als „digital natives“ geboren! Mit unermüdlicher Wissbegier haben sie erkundet, was so ein Gerät alles kann, haben untereinander Erfahrungen ausgetauscht und begriffsstutzigen Erwachsenen einfachste Funktionen geduldig zu erklären versucht…

Ähnliche Erfahrungen machen Freilerner-Eltern auf allen Gebieten: Ihre Kinder brauchen überhaupt keine Vorgaben, sondern nur achtsame Unterstützung bei ihren eigenen Vorhaben. Mit schlafwandlerischer Sicherheit finden sie stets die passenden Experimentierfelder, wo sie, ihrem individuellen inneren Evolutionsplan folgend, teils allein, teils gemeinsam mit anderen, nach und nach alle ihre Talente und Begabungen in spielerischem Ernst ausleben können.

Die Lehrpläne der Regelschule legen das Hauptgewicht traditionell auf Verstandestraining. Immer mehr Wissenschaftler und Praktiker erkennen jedoch, dass das nicht genügt. Reformschulen verfügen über langjährige Erfahrung mit einem ganzheitlicheren Bildungsverständnis, weshalb z.B. die Nachfrage nach Montessoriklassen oder -schulen sogar im Regelschulwesen stetig steigt.

Damit sie ihre Methoden zum allgemeinen Nutzen weiterentwickeln – oder zu ihren Wurzeln zurückkehren – können, brauchen solche Reformschulen jedoch anstelle immer restriktiverer Vorschriften unbedingt freien Handlungsspielraum!

Sowohl in alternativen wie in öffentlichen Schulen setzen schon jetzt zahlreiche engagierte Lehrer*innen auf Wertschätzung des Vorhandenen oder Erreichten anstelle beschämender Fehlersuche. So wird etwa die von einer Wiener Pflichtschullehrerin entwickelte „Stärkenschatzsuche“ demnächst als App allen interessierten Pädagog*innen frei zur Verfügung stehen.

Es mehren sich also die Anzeichen für einen grundlegenden Wandel im Bildungssystem („Schule im Aufbruch“, potenzialfokussierte Pädagogik und viele andere Initiativen). Doch dieser Wandel ruft auch Gegenkräfte auf den Plan, wie die von der neuen österreichischen Regierung geplanten Maßnahmen (Ziffernnoten ab der 1. Klasse VS usw.) beweisen. Unsere Hoffnung: Dass dies den längst fälligen Widerstand der Zivilgesellschaft endlich in Gang bringt…!

UNSERE VISIONEN:

EINE ZIVILGESELLSCHAFTLICHE INITIATIVE, DIE SICH FÜR UMFASSENDE BILDUNGSFREIHEIT GEMÄSS DEN MENSCHENRECHTEN UND NACH DEM VORBILD DER ANGELSÄCHSISCHEN LÄNDER EINSETZT, wo die freie Wahl zwischen öffentlicher, privater, freier Schule oder Unschooling (Freilernen) seit jeher ein unantastbares Bürgerrecht ist, und wo die Arbeit alternativer Bildunginstitutionen nicht durch staatliche Auflagen behindert wird. Vielleicht gelingt es sogar, auch Deutschland und die Schweiz mit einzubeziehen…

VERZICHT AUF PRÜFUNGEN IN DER BILDUNGSPHASE:

Freie Bildung bedeutet, den natürlichen, selbstgesteuerten WACHSTUMSPROZESS bei jedem einzelnen Kind ZULASSEN und wertschätzen, anstatt durch Vergleiche und Bewertungen eine fiktive Rangordnung zu erstellen, die mit der Würde JEDES Kindes unvereinbar ist. Allgemeine Leistungsziele vorzugeben und die Kinder dafür zu benoten, wie rasch und perfekt sie diese erreichen, ist so gesehen absolut widersinnig:

Welcher ernst zu nehmende Gärtner käme auf die Idee, seinen Pflanzen Leistungsziele vorzugeben und dann DIE PFLANZEN dafür verantwortlich zu machen, ob sie diese Ziele sehr gut, gut, befriedigend, ausreichend oder nicht ausreichend erfüllen?! Ist ein Gärtner mit der „Leistung“ einer Pflanze unzufrieden, kann er sich allenfalls fragen, ob es am Wetter lag, oder ob er selbst bei Bodenwahl, Aussaat, Bewässerung, Düngung oder Ernte vielleicht Fehler gemacht hat?! Und man muss kein Gärtner sein, um zu wissen, dass es nichts nutzt, an einem Halm zu ziehen, damit er schneller wächst – man wird nur den Halm dabei beschädigen…

Um wieviel komplexer und unvorhersehbarer als die Entwicklung einer Pflanze ist die Entwicklung eines Kindes! Welcher Erwachsene dürfte sich anmaßen, sie zu steuern und zu beurteilen?

DIE AUSWEITUNG BEREITS EXISTIERENDER EIGNUNGSTESTS ODER AUFNAHMEPRÜFUNGEN FÜR JUGENDLICHE ZU BEGINN DER AUSBILDUNGSPHASE.

Ist die sensible Bildungsphase abgeschlossen, die dazu dient, individuelle Anlagen kennenzulernen und zu entfalten, wird ein junger Mensch früher oder später von sich aus den Wunsch äußern, eine AUSBILDUNG zu beginnen. Erst dann machen Püfungen – in Form von Eignungstests oder Aufnahmeprüfungen – in unseren Augen Sinn! Solche Tests können durchaus hohe Anforderungen an den Berufs- oder Studienanwärter stellen, sollten aber so oft wie nötig wiederholt werden dürfen.

SOLIDARITÄT IM BEKENNTNIS ZUR VIELFALT!

Eine einzige Bildungsform, die allen Ansprüchen von Eltern und Kindern gerecht wird, ist angesichts unserer immer größer werdenden individuellen Unterschiede gar nicht denkbar. Die Vielfalt der Menschen und die Verschiedenheit ihrer persönlichen Lebensumstände erfordern eine Vielfalt verschiedener möglicher Bildungswege. Wir bitten daher alle Befürworterinnen alternativer Bildungseinrichtungen – ob Waldorf-, Montessori- oder Freie Schulen, Weinbergschule, Homeschooler, Freilerner, vielleicht sogar aufgeschlossene Vertreterinnen der Regelschule – das Trennende hintan zu stellen!

Jede/r, die/der überhaupt bereit ist, Verantwortung für die Bildung ihrer/seiner Kinder selbst zu übernehmen, soll bei dem Modell bleiben, das ihrem oder seinem Herzen gerade am nächsten ist bzw. zu dem die Kinder selbst sich am stärksten hingezogen fühlen! (Solche Vorlieben dürfen sich im Lauf der Zeit ja auch verändern, da der Mensch kein lebloses Objekt, sondern ein lebendiger PROZESS ist!) Zugleich aber mögen sich BITTE alle darauf besinnen, was sie EINT: Der Wunsch nach echter Methodenfreiheit, nach Unabhängigkeit von einengenden, pädagogisch bedenklichen Vorgaben oder Schikanen – und das Bekenntnis zur Vielfalt.

Je friedlicher und kooperativer die verschiedenen Einzelpersonen, Alternativschulen oder Freilernerbewegungen einander unterstützen und ihre Erfahrungen austauschen, desto reichere, schönere und überraschendere Blüten und Früchte könnte die ersehnte BILDUNGSFREIHEIT hervorbringen!

Jede und jeder, die/der sich dieser Initiative anschließen oder etwas beitragen möchte, ist dazu herzlich eingeladen! Bringt bitte das Thema Bildungsfreiheit in eurem privaten Umfeld zur Sprache, denn ich bin sicher, dass schon sehr viele Menschen – Junge, Eltern und Großeltern – damit etwas anfangen können! Demokratie kann nicht verordnet werden, sie beruht auf dem persönlichen Engagement vieler kooperationswilliger Einzelner. Und eine Demokratie, die diesen Namen wirklich verdient, beginnt mit dem Selbstbestimmungsrecht aller Menschen, unabhängig von ihrem Alter.

Noch liegt alles erstarrt unter Eis und Schnee, umso größer ist die Vorfreude auf das Tauwetter… Alexandra und die Initiative für Bildungsfreiheit (bitte um Anmeldungen, Anmerkungen und Vorschläge unter diesem Stichwort!)

Scholé Anliegen für 2018

Scholé Anliegen für 2018


Liebe Scholé-Freunde,

Mein Hauptanliegen für 2018 ist die Legalisierung des Freilernens. Dabei bitte ich euch alle herzlich um Unterstützung – jede Idee, jeder Rat, jede konkrete Beteiligung, jeder Segenswunsch ist willkommen! Selbstbestimmte Bildung wird durch die Legalisierung einen großen Aufschwung erhalten, denn meiner Ansicht nach werden Kinder und Jugendliche ihre Talente erst dann frei entfalten können, wenn sie durch die Ängste ihrer Eltern nicht mehr blockiert werden. Wie tief die Gleichsetzung von Bildung und Schulbildung in uns Erwachsenen verankert ist, sehe ich in vielerlei Variationen an den „Fällen“ in meiner kinesiologischen Praxis: Obwohl alle aus eigener Erfahrung wissen, wie mühsam Schulwissen erworben wird und wie schnell es wieder vergessen ist, versuchen sie ihre Kinder mit allen Mitteln zu positiven Schulabschlüssen zu bewegen – aus Sorge um deren Wohlergehen in der Zukunft. Ich kann sie gut verstehen, denn mich hat die gleiche Sorge gequält, als meine Söhne im Schulalter waren! Gelingt es uns nicht, selbstbestimmte Bildung zu legalisieren, werden wohl auch die meisten Kinder der nächsten Generation von wohlmeinenden Erwachsenen „sicherheitshalber“ in das Korsett von Schulstoff und Prüfungen gezwungen werden.

In Ansätzen erlebe ich ich bei Freilernern und im Colearning ja jetzt schon, wie unnötig das ist. Ungehemmt frei entfalten werden sich aber sogar diese Kinder erst dann, wenn Angehörige, Freunde und Bekannte sie leichten Herzens dabei begleiten und nicht länger ihre geballten Ängste auf sie übertragen: Ohne diesen Angstdruck, den die geltende Rechtslage erzeugt und/oder aufrecht erhält, werden sich neue Bildungswege und Bildungsziele entwickeln, von deren Reichtum und Vielfalt wir uns noch gar nichts träumen lassen…! Beflügelt von dieser Vision habe ich mich in Begleitung von Prof. Garnitschnig am 12.1. in den Wiener Stadtschulrat begeben, um dort mit 2 Vertretern der Schulbehörde über die Einrichtung einer WERTSCHÄTZUNGSKOMMISSION als Ersatz für die Prüfungskommission zu sprechen. Wie das Gespräch ausgegangen ist, könnt ihr den beiden folgenden Schreiben entnehmen, die ich an den Präsidenten des Stadtschulrats und die zuständige Beamtin gerichtet habe:

“Lieber Herr Mag. Himmer,

Prof. Garnitschnig und ich haben am Freitag, 12.1. im SSR ein ausführliches Gespräch mit Frau Mag.a Engel und Herrn Mag. Thaler geführt. Da das Freilernen ein noch weitgehend unbekanntes Thema ist, habe ich die zentralen Argumente für die beiden schriftlich zusammenzufassen versucht (siehe Anhang) und ihnen auch die Zusammenfassung unseres Gesprächs vom 22.11.2017 sowie das Papier über konstruktives versus kritisches Denken übergeben.

In den eineinhalb Stunden bin nicht nur ich manchmal laut geworden, sondern sogar Prof. Garnitschnig: Wir befassen uns beide mit den individuellen Entwicklungsverläufen von Kindern. Zu unserem Kummer (oder verzweifelten Zorn) müssen wir aber immer wieder feststellen, wie sehr „das System“ – weitgehend unbewusst wahrscheinlich – noch immer im Bann der VERHALTENSPSYCHOLOGIE steht: Entgegen den Sonntagsreden der Experten geht es den Vertretern dieser – nach unserer Überzeugung völlig überholten – Richtung nicht um die Entfaltung individueller Potentiale, sondern um Verhaltenssteuerung mittels Bestrafung (schlechte Noten, soziale Ächtung) und Belohnung (gute Noten, soziale Anerkennung) oder, noch schlimmer, mittels versteckter Manipulation.

Vor allem auf hoch sensible Kinder hat diese in ihrem Kern gewalttätige Methode häufig verheerende Auswirkungen. Sehr zu Unrecht werden die „Störungen“ sensibler Kinder abwechselnd ihnen selbst, ihren Eltern und/oder ihren LehrerInnen in die Schuhe geschoben. Ungezählte Reformen und Reförmchen werden erdacht, diskutiert, erprobt. Das System als solches wagen allerdings nur die Wenigsten in Frage zu stellen!

Wie schon so oft haben Prof. Garnitschnig und ich heute natürlich zu hören bekommen: So schreibt das Gesetz es vor, da können wir keine Ausnahmen machen, gäbe es Ausnahmegenehmigungen, würden diese von Vielen sofort missbraucht usw. Für Gesetzesänderungen bedürfte es einer parlamentarischen Mehrheit, das ist zweifellos richtig. Um aber eine parlamentarische Debatte überhaupt in Gang zu bringen, wären konkrete Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse über mögliche Alternativen nötig – womit sich die Katze in den Schwanz beißt…

Kurz angesprochen habe ich auch die missliche Situation, dass Kinder im häuslichen Unterricht, die brav zu den Externistenprüfungen antreten, ebenfalls sehr ungerecht behandelt werden: Anders als Schüler dürfen sie keine Klasse überspringen, aber auch keine Klasse wiederholen! Dazu kommt ein Engpass bei den Matura-Externistenprüfungen, der angeblich durch die Bestimmungen der Zentralmatura entstanden ist. Wie könnte diese Ungleichbehandlung beseitigt werden?

Insgesamt zeigt sich mir über die Jahre ein deprimierendes Bild: Auf jede Reform zugunsten größerer Autonomie im öffentlichen Schulsystem folgt nach einiger Zeit eine Gegenreform in Gestalt von neuen verpflichtenden Testverfahren und restriktiven Neuerungen wie der Zentralmatura oder den so genannten Bildungsstandards… Diese Erfahrung hat mich dazu bewogen, nach gänzlich neuen Lösungen AUSSERHALB des Systems zu suchen.

Der positive Aspekt des heutigen Gesprächs: Prof. Garnitschnig und ich hatten am Ende beide den Eindruck, dass es uns zumindest gelungen ist, bei unseren Gesprächspartnern ein gewisses Grundverständnis für unseren ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGISCHEN Denkansatz zu erreichen. Herr Mag. Thaler hat uns klar gemacht, dass dem SSR die rechtliche Basis zur Einrichtung einer Wertschätzungskommission fehlt. Beide meinten, dass eine „wertschätzende Exernistenprüfung“ am ehesten im Rahmen einer Art Pilotprojekt an einer Schule möglich wäre, deren Leitung dafür aufgeschlossen ist.

Unser nächster Schritt wird also darin bestehen, auf die Suche nach einer solchen Institution zu gehen. Wenn Ihnen dazu etwas einfällt, wären wir Ihnen, ebenso wie für jede andere Art der konkreten oder moralischen Unterstützung, natürlich äußerst dankbar!

Zum Abschied habe ich Mag. Thaler und Mag.a Engel angekündigt, eine Crowdfunding-Kampagne für die Strafzahlungen zu starten, die vorbildlich achtsamen Freilerner-Eltern aufgebrummt werden, wenn die Entwicklungsverläufe ihrer Kinder nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen bzw. wenn deren innerer Lehrplan vom schulischen Lehrplan, egal ob nach oben oder nach unten, zu weit abweicht :-))

Mit herzlichen Grüßen Alexandra Terzic-Auer Mit freundlichem Gruß Karl Garnitschnig”

“Liebe Frau Mag. Engel,

Sie haben unser Buch LERNEN IST WIE ATMEN gelesen, ich danke Ihnen für Ihre Zeit und Ihre Aufmerksamkeit! Bei dem Gespräch am vergangenen Freitag im SSR habe ich allerdings gemerkt, dass es in Bezug auf unsere Position der Schule gegenüber noch einigen Erklärungsbedarf gibt.

Vielleicht gelingt es mir, anhand von Beispielen aus Ihrem beruflichen und persönlichen Alltag verständlich zu machen, was wir meinen, wenn wir schreiben, dass wir NICHT gegen Lehrer und Lehrerinnen sind, sehr wohl aber gegen die Schule, wie sie im Kern leider immer noch ist: ein SYSTEM, das ur-teilt, spaltet, Konkurrenz und Hierarchie als natürliche Gegebenheiten hinnimmt und, mehr oder minder freiwillig, an die jeweils nächste Generation weitergibt – nicht mehr so offen und unverstellt wie in vordemokratischen Zeiten, gerade deshalb unter Umständen aber umso wirksamer… (Bitte lesen Sie dazu meinen Beitrag „Strukturelle Beschämung im Schulsystem“ in der Studie „Wertschätzen statt Beschämen“, die Sie unter www.jedeskind.org

Mit Ihrem Arbeitsgebiet, den Hochbegabten, habe ich mich lange und ausführlich beschäftigt. Besonders deutlich sind bei diesen Kindern zwei (natürlich nicht immer fein säuberlich trennbare) Grundtypen zu unterscheiden: Da gibt es

A) die Leistungsfreudigen, die bereitwillig Zusatzkurse machen, schwierigere Beispiele rechnen, später gerne an Latein- oder Chemie-Olympiaden teilnehmen usw. Sie schöpfen ihr intellektuelles Potential aus, freuen sich über Lob und Vorzugszeugnisse, sind die Lieblinge der Lehrer und haben später ausgezeichnete Karrierechancen. B) die Hochsensiblen, denen es widerstrebt, etwas zu tun, worin sie persönlich keinen SINN erkennen können: Intellektuell wären sie durchaus in der Lage, die Leistungsanforderungen zu erfüllen, doch etwas in ihnen sträubt sich dagegen. Anerkennung oder Lob von Vorgesetzten motiviert diese Kinder nicht: Sie suchen Antworten auf EIGENE Fragen, Lösungen für Aufgaben, die sie sich SELBST gestellt haben, und sind deshalb erst zufrieden, wenn sie SPÜREN, dass sie auf ihrem EIGENEN Weg einen Schritt weiter gekommen sind.

Inzwischen weiß ich, dass es unter allen SchülerInnen – in Tausenden Varianten – den Typ A) und den Typ B) gibt. Besonders tragische Beispiele für Typ B) findet man unter „bildungsfernen“ Schulversagern, deren spezifische handwerkliche, soziale, künstlerische oder gar „sensitive“ Fähigkeiten überhaupt niemals erkannt, geschweige denn wertgeschätzt wurden. Das Schlimmste daran ist, dass die meisten dieser Kinder auch außerhalb der Schule kaum Verständnis finden, weil ja praktisch ALLE Erwachsenen DURCH DIE SCHULE SOZIALISIERT WURDEN, wodurch ihnen die schulischen Bewertungskriterien gleichsam in Fleisch und Blut übergegangen sind! Eltern, die sich diesem scheinbar selbstverständlichen Konkurrenzdenken ganz bewusst entziehen konnten, sind leider immer noch seltene Ausnahmeerscheinungen – daher meine Bewunderung für die Freilerner, die das geschafft haben und für ihre Überzeugung offen einstehen!

Wir als Gesellschaft können es uns nämlich nicht länger leisten, die Jugend zur Konkurrenz statt zur KOOPERATION zu erziehen, zum Gehorsam statt zur SELBSTVERANTWORTUNG, zur Gier (nach Anerkennung, Noten, Geld, Titeln, Auszeichnungen,…) statt zur SELBST-GENÜGSAMKEIT!! Nicht die Schulversager, nein: die aus diesem System hervorgegangene ELITE der Techniker, Wirtschaftstreibenden, Wissenschaftler und Spitzenpolitiker ist für den derzeitigen Zustand der Erde verantwortlich: Schon seit langem verbrauchen SIE, die in dem System ERFOLGREICHSTEN, die natürlichen Ressourcen kommender Generationen, verwüsten deren Lebensräume, hinterlassen ihnen Müllberge, unfruchtbare Böden, verseuchte Meere, von Menschen gemachte Klimakatastrophen, gigantische Friedhöfe ausgerotteter Pflanzen- und Tierarten.

Zur Ausführung ihrer immer größenwahnsinnigeren Projekte brauchen sie Heerscharen abhängiger Befehlsempfänger. Also sorgen sie dafür, dass das klassische, auf Verstandestraining spezialisierte UNTER-richtssystem ihnen in der ganzen Welt weiterhin gehorsame UNTER-tanen heranzieht – Verlierer, die sich für ihre subalterne Position schämen, weil sie glauben, sie hätten ja, wenn sie sich nur mehr angestrengt hätten, möglicherweise die Chance gehabt, im Sortierungssystem der Schule zu den SIEGERN, den GUTEN und ERFOLGREICHEN zu gehören… Diese vielen Verlierer verstehen meist nicht, dass das System in Wahrheit darauf angelegt ist, nur ganz wenige Gewinner und zahllose Verlierer zu PRODUZIEREN! (Auch in sportlichen Wettkämpfen, die höchst erfolgreich der Einzementierung des Konkurrenzdenkens dienen, gibt es immer nur einen Sieger und viele Verlierer!)

Die wenigen Gewinner wiederum geben sich der Illusion hin, sie seien tatsächlich DIE BESTEN und hätten damit das Recht, um nicht zu sagen die Verpflichtung, die Dümmeren, Schwächeren, Schlechteren für ihre Zwecke einzuspannen. Wohin die Reise geht, lassen sie sich, wie schon zu Schulzeiten, von denen vorgeben, deren Anerkennung ihnen wichtiger ist als ihre eigenen Gefühle – zumal sie während der Strapazen des Aufstiegs ohnehin verlernen mussten, diese Gefühle wahrzunehmen – alles hat seinen Preis! Entscheidend ist für solche Karriereristen also das Urteil von Leuten, die in der Hierarchie über ihnen stehen. Deren Anerkennung drückt sich außerdem in der einzigen Währung aus, die der kalkulierende Verstand gelten lässt, nämlich in Zahlen: Prüfungsnoten, Gewinnsummen, Einkommenshöhe, Wählerstimmen, Steigerungsraten, Aktienkurse.

Hochsensible Menschen erahnen bereits als Kinder, dass ein auf Konkurrenz und Wettbewerb gegründetes System ungerecht und lebensfeindlich ist. Da sie mit ihrer inneren Gefühlswelt noch verbunden sind, spüren sie genau, dass von NATUR aus unter allen Lebewesen das Prinzip der Symbiose herrscht: Nur in der Fabel, die ein Spiegel typisch menschlicher Verhältnisse ist, regiert der Löwe über alle anderen Tiere. In der Natur dagegen ist das Gänseblümchen der Eiche ebenbürtig, das unsichtbare Pilzmyzel ist genauso wichtig wie der mächtige Hochwald, dessen Boden es durchzieht.

Sensible Menschen können sich nicht anfreunden mit einem System, in dem ein Bankdirektor mehr „wert“ ist als das Au pair-Mädchen, dem er seine Kinder anvertraut. Sie können nicht begreifen, weshalb die Massenmedien Leute allein dafür feiern, dass sie viele Millionen ererbt oder ergaunert haben… Sie fragen sich, wie es kommt, dass gerade jenen Menschen, auf deren Hände Arbeit das Gemeinwohl beruht, die gesellschaftliche Anerkennung versagt bleibt, was deren Selbstbewusstsein natürlich unterminiert. Sie träumen von einer Welt, in der alle miteinander kooperieren, wo jeder dafür anerkannt wird, dass er das tut, was er am besten kann und womit er deshalb auch die größte Freude und den größten Erfolg haben wird…

Als weiteres plakatives Beispiel für das, was ich meine, kann vielleicht unsere Ernährung dienen: Die Konzerne haben ein Interessen daran, steigende Mengen genormter Massenware zu verkaufen, was ihnen (im Regelfall auf Kosten der Natur) hohe Profite beschert. Noch ist eine Mehrheit unserer Zeitgenossen bereit und in der Lage, das kostengünstige, praktisch verpackte, mit allen amtlichen Prüfsiegeln versehene Fastfood zu kaufen und zu verdauen. (Als mein jüngerer Sohn im Kindergarten war, kam eine Verordnung heraus, dass zu Kindergeburtstagen keine selbst gebackenen Torten, sondern nur noch original verpackte Industrieware gebracht werden darf – aus Sicherheitsgründen!)

Schon seit Jahrzehnten ist allerdings ein bedenkliches Ansteigen verschiedenster Allergien zu beobachten: Es sind Hochsensible, die das angeblich so sichere, billige und bequeme Nahrungsangebot in unserer Überflussgesellschaft immer schlechter vertragen. Ihr Organismus wehrt sich gegen denaturierte Lebensmittel, gentechnisch veränderte Sorten, Arznei- und Pestizidrückstände, chemische Zusatzstoffe. Vielleicht werden wir die rasant ansteigenden Nahrungsmittelunverträglichkeiten irgendwann als untrügliches Anzeichen unserer kollektiven Selbstzerstörung verstehen?

Vielleicht werden wir endlich begreifen, dass die Hochsensiblen nicht etwa die Schwachen und Kränklichen sind, als die sie im derzeitigen Bildungs- und Gesundheitswesen vielfach gelten, sondern vielmehr – wie ihr Name ja schon sagt – tatsächlich die Feinfühligen, die „das Gras wachsen hören“. Menschliche Antennen, die das uns allen drohende Erdbeben spüren können, bevor es zu spät ist. Genauso feinfühlig nehmen solche Menschen die positiven Zeichen der Zeit wahr, auch wenn sie vielleicht noch keine rationale Erklärung dafür haben…

Vielleicht können wir von den Allergikern noch etwas lernen: Mit Injektionskuren und Medikamenten lässt sich eine kurzfristige Linderung ihrer Beschwerden erzielen. Wirkliche HEILUNG bringt ihnen aber nur eine totale Umstellung ihrer Ernährung auf NATURBELASSENE Lebensmittel UND EIN GENAUES HINSPÜREN AUF DIE EIGENEN, GANZ UND GAR INDIVIDUELLEN BEDÜRFNISSE…!”

Wir lassen uns nicht entmutigen! Zwei Tage darauf haben wir eine Aufstellung zum Thema „selbstbestimmte Bildung“ gemacht. Das Ergebnis: Es geht jetzt um WERTSCHÄTZENDE persönliche Kontakte zu allen Beteiligten, vor allem zu den GERICHTEN… Und die Zeit arbeitet für uns, davon bin ich überzeugt!

Zuversichtliche Grüße Alexandra

Jahreswechsel 2017/2018

Jahreswechsel 2017/2018


Liebe Scholé-Freunde,

Wie angekündigt möchte ich das Jahr 2017 mit einem kurzen Rückblick beschließen. Für Scholé war es ein Jahr der Umbrüche, Neuordnungen und Grenzverschiebungen: Immer klarer konnten wir erkennen, dass selbstbestimmtes Lernen nicht nur den kleinen Kreis der Unschooler betrifft, sondern über kurz oder lang tiefgreifende Auswirkungen auf jedes Kind und damit auf die gesamte Gesellschaft haben wird. Das Jahr begann mit intensiven Überlegungen zu André Sterns erstem Ökologie der Kindheit-Kongress: Dabei ging es vor allem darum, die Thematik des freien Lernens in einem weiteren Zusammenhang zu betrachten.

Aus der Vogelperspektive erkennt man ganz deutlich die Parallelen zwischen dem veränderten Blick auf die NATUR, den die Ökologiebewegung schon Anfang der 1970er Jahre eingeleitet hat, und der veränderten Haltung gegenüber der NATUR DES KINDES, um die es den Freilernern geht: Das eine ist vom anderen nicht zu trennen, und erst wenn beides den Menschen gleichermaßen selbstverständlich geworden ist, wird unsere Gesellschaft den nächsten Evolutionssprung schaffen: Vom globalen Raubbau an den natürlichen Ressourcen zu nachhaltigen Lebensformen; von der Konkurrenz zwischen Einzelnen, Nationen, Religionen, Ideologien usw. zu einer Weltgemeinschaft gleichberechtigter und selbstbestimmter Erdenbürger.

„Gutes Leben für alle“ war der Titel eines großen Kongresses, den die Stadt Wien im Februar an der neuen WU veranstaltete. Auch dort ging es um ökologisches Denken und Handeln, Gemeinwohlökonomie, Gerechtigkeit. In den zwei Seminaren, die ich besucht habe, erzählte ich den TeilnehmerInnen natürlich über selbstbestimmtes Lernen, was bei den Älteren noch Misstrauen hervorrief, bei den Jüngeren aber schon auf große Resonanz stieß 🙂 Ähnliches erlebte ich im Sommer beim Forum Alpbach, wo sich mehrere hoch gebildete junge Leute für das Thema Freilernen begeistern ließen.

Auf Einladung einer begnadeten Netzwerkerin, der engagierten ehemaligen VS-Lehrerin Ingrid Teufel, traten Sibylle und ich dem Verein „jedes Kind“ bei. Anfangs wurde ich von den meisten Mitgliedern etwas entgeistert angesehen, als ich ihnen erklärte, dass ich bei „jedes Kind“ die winzige Minderheit der Freilerner vertreten möchte. Freilerner? Was ist das? Jetzt, kaum ein Jahr später, ist der Begriff allen vertraut. Ich hoffe sehr, dass der Verein sich an unserem für 2018 geplanten Projekt „Wertschätzungskommission statt Prüfungskommission“ beteiligen wird! Eigentlich wäre ein solches Projekt ja die logische Fortsetzung der Studie Wertschätzen statt Beschämen, die „jedes Kind“ 2017 in Zusammenarbeit mit der Universität Wien erstellt hat und zu der ich einen Beitrag über Strukturelle Beschämung beisteuern durfte (alle Texte sind auf www.jedeskind.org nachzulesen).

Im März hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art: Als Abgesandte des Netzwerks der Freilerner nahm ich an einer Barbara Karlich-Show zum Thema Erziehung teil. Ich fand, es wäre eine gute Gelegenheit, „den Menschen da draußen“ zur Kenntnis zu bringen, dass es so etwas wie Freilernen überhaupt gibt 🙂 Wider Erwarten waren alle sehr freundlich und verständnisvoll, Barbara Karlich selbst verabschiedete sich von mir sogar mit den Worten: „Ich bewundere die Freilerner! Leider fehlt mir selbst der Mut dazu.“ Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet…

Eine hoch interessante Einführung in die Bildungsgeschichte erhielt ich durch mehrere Vorträge von Axinia Samoilova. Weil sich das moderne westliche Bildungsmodell im 20. Jahrhundert weltweit durchgesetzt hat, sind die klassischen Bildungsideale der Inder, der Chinesen, der islamischen Welt und auch Russlands zu Unrecht in Vergessenheit geraten. In ihrer Verschiedenheit vermitteln sie tiefe Einblicke in die charakteristischen Besonderheiten der Kulturen, denen sie entstammen. Darüber hinaus hob jede von ihnen zwar bestimmte Facetten der menschlichen Natur hervor, doch im Gegensatz zur derzeitigen verstandeslastigen Schule verloren sie darüber das ganzheitliche Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist nicht aus den Augen.

Im April wurde der Scholé-Grund in Scheiblingstein neu besiedelt: Ein junger Kindergartenpädagoge aus Klosterneuburg stellte eine Hütte auf, ließ morsche Bäume fällen und pflanzte gemeinsam mit zwei begeisterten Hobbygärtnerinnen Beerensträucher und Gemüse, um ab dem nächsten Jahr mit Kindern dort gärtnern, spielen und experimentieren zu können. Ich hoffe, dass auch seine Bemühungen um gute Nachbarschaftsbeziehungen Früchte tragen werden!

Der Mai brachte die feierliche Eröffnung des neuen Colearning-Standorts im 3. Bezirk: MARKHOF, das Dorf in der Stadt. Mit sehr viel Mut und persönlichem Einsatz haben sich die Gründer des CLS dort ihren Traum vom gemeinsamen Lernen, Arbeiten und Wohnen erfüllt: Die ehemalige Druckerei, ein Industriebau aus den 1920er Jahren, wurde von Grund auf saniert und umgebaut. Neben dem Lernzentrum beherbergt das Gebäude einen Coworking Space mit fixen und flexiblen Arbeitsplätzen, Werkstätten, Ateliers, Seminarräume, ein Café und eine Food-Coop. Im Lernzentrum treffen sich von Montag bis Donnerstag mehr als 40 Kinder zwischen 0 und 17 Jahren. Die Altersmischung gehört zu den erstaunlichsten und fruchtbarsten Besonderheiten dieses wunderbaren Ortes, wo ich einen Tag pro Woche verbringe und jedes Mal Neues dazu lerne. Mir lacht das Herz, wenn ich sehe, wie offen und herzlich Kleine und Große miteinander umgehen, lernen, kochen, putzen, persönliche Konflikte austragen oder einander trösten und bestärken. Was werden diese Mädchen und Buben, die wie in einer Großfamilie mit Babys und Kleinkindern zusammen aufwachsen, einmal für wunderbar entspannte Eltern sein…!

Die zahlreichen Besucher und die vielfältigen Aktivitäten, die dort allwöchentlich stattfinden, machen den MARKHOF zu einem außerordentlich spannenden sozialen Experimentierfeld. Noch weiß niemand, was die Kinder, die das Glück haben, in diesem Ambiente aufzuwachsen, für ihr Leben alles mitnehmen und was sie selbst daraus machen werden. Fest steht, dass sie alle herausfinden dürfen, wer sie wirklich sind und was sie begeistert. Dass sie nach wenigen Wochen alle wissen, wie man seine Wohnung in Ordnung hält und sich gesund ernährt. Dass sie alle lernen, mit Menschen verschiedenster Herkunft und aller Altersstufen auf Augenhöhe zu kommunizieren. Dass sie (wieder) Selbstvertrauen und intrinsische Motivation entwickeln, die einen schneller, die anderen langsamer. Für Jugendliche, die viele Jahre Schule hinter sich haben, ist das keine leichte Aufgabe. Und auch viele Eltern können es sich nicht so rasch abgewöhnen, das Abschneiden ihrer Kinder bei den Jahresprüfungen wichtiger zu nehmen als deren menschliche Reifungsprozesse… Ein weiterer Grund, energisch dafür einzutreten, dass durch Wertschätzungskommissionen endlich auch wissenschaftlich bestätigt wird, wie hoch Selbstbewusstsein, Eigenmotivation, Kreativität, Verantwortungsgefühl und soziale Kompetenzen einzuschätzen sind – ja, dass OHNE diese Eigenschaften sogar die besten Schulzeugnisse letzlich wenig wert sind…!

Zu meiner großen Freude wird mich Prof. Karl Garnitschnig, emeritierter Bildungswissenschaftler, Philosoph, Theologe, Psychotherapeut und Vorsitzender der Österreichischen Janusz Korczak Gesellschaft, am 12.1. in den Stadtschulrat begleiten. Dort möchten wir die Einrichtung einer ersten Wertschätzungskommission für Freilerner, Schulverweigerer und Schulabbrecher anregen. Falls uns dies gelingt, gäbe es bald auch in Österreich wissenschaftliche Beweise für die staunenswerte Vielfalt an individuellen Lernstrategien. Nicht anders als in den bereits existierenden Studien aus dem angelsächsischen Raum würde sich dabei überdies herausstellen, wie sehr NACHHALTIGES Lernen von der Eigenmotivation abhängig ist. Und das hätte früher oder später natürlich Auswirkungen auf JEDES KIND!

Ein Höhepunkt des Jahres 2017 war die Redaktion unseres Buches LERNEN IST WIE ATMEN. Die Zusammenarbeit mit Sigrid Haubenberger und Gudrun Totschnig verlief so harmonisch, dass wir jedes einzelne Arbeitstreffen genossen haben wie ein Fest. Zum Glück wird es eine Fortsetzung geben: Nach der Präsentation des Buches am 15. Dezember im MARKHOF freuen wir uns alle drei schon auf gemeinsame Lesereisen oder Veranstaltungen im kommenden Jahr!

Im September habe ich bei einem Wochendendtreffen der Freilerner in Annaberg viele Freilernerfamilien zum ersten Mal persönlich kennengelernt, was eine große Freude für mich war. In Erinnerung an Schulschikurse und ähnliche Veranstaltungen kann ich ermessen, wie groß der Unterschied zwischen Schülern und Kindern ist, die ihr Leben ohne Druck und Zwang verbringen: Sie gehen achtsam miteinander um und verspüren keinerlei Bedürfnis, über die Stränge zu schlagen, um Druck abzulassen oder anderen zu imponieren.

Ein Ereignis war am 18. Oktober der Vortrag der Amerikanerin Naomi Aldort, deren Buch „Von der Erziehung zur Einfühlung“ Zehntausende Eltern in aller Welt zu einer respektvolleren Haltung ihren Kindern gegenüber inspiriert hat. Als Familientherapeutin und Mutter von drei bereits erwachsenen Söhnen, die ohne Schule aufgewachsen sind, ist sie für ratsuchende Eltern die ideale Anlaufstelle. Sie hat einen eigenen Blog und bietet auch Beratungen über das Internet an.

Zu dem Kongress ÖKOLOGIE DER KINDHEIT am 25.11. kamen 300 Teilnehmer nach Mauerbach bei Wien. Begleitet von wunderbaren Musikerinnen erlebten sie tatsächlich wieder einmal Sternstunden: Der 93-jährige ARNO STERN hielt einen eindrucksvollen Bilder-Vortrag über die Entstehung des Malspiels und seine Entdeckung der Formulation, eine allen Menschen gemeinsame organische Erinnerung, die sich in der absichtslos erzeugten Malspur manifestiert.

Der frühere Förster und Holzexperte ERWIN THOMA begeisterte die Zuhörer mit seinem lebendigen Bericht darüber, wie er das traditionelle Wissen der Salzburger Bauern, Zimmerleute und Holzfäller wiederentdeckte. Dank verbesserter Messmethoden ist dieses alte Wissen nun auch wissenschaftlich überprüfbar. Es lehrt uns, dass wir Menschen mit allen lebenden Geschöpfen verbunden und existenziell aufeinander angewiesen sind. KATJA SAALFRANK aus Berlin berichtete von ihrer Arbeit als Elternberaterin.

Und ANDRÉ STERN erzählte auf seine unnachahmliche Weise von ganz persönlichen Erfahrungen als unbeschultes Kind und als Vater zweier ebenso frei aufwachsender Söhne. Was er dabei gelernt hat, passt mit den Erkenntnissen der modernen Forschung ebenso perfekt zusammen wie mit uralten Weisheitslehren.

Die Übung der Achtsamkeit halte ich für das kostbarste Geschenk des Buddhismus an die Welt. Indem sie Körper, Gefühl und Geist verbindet, eröffnet die Achtsamkeit jedem Menschen seinen persönlichen Zugang zur Spiritualität und damit zur freien Entfaltung aller seiner Gaben. Als kollektive Achtsamkeitsübung betrachte ich die Aufstellungsarbeit, die mir deshalb besonders am Herzen liegt.

Mit einem Kreis von etwa 20 Mitgliedern des Netzwerks „Achtsame Pädagogik“, das der Bildungswissenschaftler Karlheinz Valtl ins Leben gerufen hat, durfte ich am 13. Dezember eine Aufstellung machen. Thema: Wie kann das Netzwerk achtsame Pädagogik wirken? Dabei habe ich nicht einfach die KINDER, sondern ganz bewusst SCHÜLER und FREILERNER getrennt aufgestellt.

Die FREILERNER, dargestellt von einem jungen Sozialforscher, waren die einzig Zufriedenen – sie standen weit weg von allen anderen, fühlten sich frei und zugleich mit dem Erdboden unter ihren Füßen verbunden.

Die LEHRER waren so belastet, dass sie sich kaum aufrecht halten konnten.

Die SCHULVERWALTUNG hatte zu niemandem Kontakt, stand vollkommen starr in der Mitte, sah über alle hinweg und war nur mit sich selbst beschäftigt.

Die BILDUNGSWISSENSCHAFT kletterte auf einen Tisch und gab von oben herab den anderen gute Ratschläge. Gegen Ende stieg sie jedoch herab und bekundete nun plötzlich Interesse an den FREILERNERN (!)

Die PÄDAKS (Pädagogische Hochschulen) waren in sich zerrissen und nahmen sich der armen LEHRER erst an, als diese zusammenbrachen.

Die ELTERN versuchten die SCHÜLER im Auge zu behalten, kannten sich aber überhaupt nicht aus; gegen Ende empfanden sie großes Mitleid mit den so schwer belasteten LEHRERN.

Die mächtigste Position im Mittelpunkt des Geschehens hatten die MEDIEN. Sie waren sich ihrer zentralen Rolle wohl bewusst – ihre Kälte und Arroganz verstörten die arme Darstellerin, die zum ersten Mal an einer Aufstellung teilnahm!

Die SCHÜLER setzten sich zunächst trotzig gleich neben die MEDIEN und meinten, diese seien ihre Lehrer (!) Dann kehrten sie der ganzen Szenerie den Rücken – was LEHRER, PÄDAKS und SCHULVERWALTUNG nicht einmal merkten, weil sie gar keinen Kontakt zu den SCHÜLERN hatten – und schauten vom Rand des Feldes in die Welt hinaus, wo ihnen die WIRTSCHAFT Abenteuer im wirklichen Leben zu versprechen schien…

Für das NETZWERK ACHTSAME PÄDAGOGIK war es vor allem wichtig, ganz auf den Boden zu kommen, denn nur von dort, sozusagen aus dem Untergrund, konnte es seine Wirkung entfalten und die LEHRER unterstützen, die seine Hilfe am dringendsten brauchten.

Ich bin neugierig, welche Langzeitwirkung diese Aufstellung haben wird… Auf jeden Fall kann auch sie dazu beitragen, das Thema Freilernen im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu verankern – was ja der heimliche Zweck der Übung war 🙂

Für 2018 wünschen wir uns, euch und allen Wesen von Herzen Wertschätzung, Achtsamkeit und Freude!

Alexandra und Sibylle

Lernen ist wie Atmen

Lernen ist wie Atmen

Liebe Scholé-Freunde,

Unser Buch LERNEN IST WIE ATMEN ist da! Gemeinsam mit zwei Freilernermüttern, Gudrun Totschnig und Sigrid Haubenberger, haben wir es nun doch im Selbstverlag herausgegeben. Andernfalls hätten wir noch mehr als ein Jahr zuwarten müssen, was wir nicht wollten, denn wir alle haben das Gefühl, dass die Zeit nun reif ist für diese vielstimmige Darstellung, wie Freilernen in der Praxis gelebt werden kann. Zu bestellen ist es über die Homepage www.lernen-ist-wie-atmen.net , wo es auch nähere Informationen zu Buch und AutorInnen gibt, und so sieht es aus:

Buch Alexandra mit Buch

Beim Kongress ÖKOLOGIE DER KINDHEIT – einer großartig organisierten Veranstaltung im Schlosspark-Hotel Mauerbach, bei der Arno Stern, der Naturholz-Pionier Erwin Thoma und André Stern die etwa 300 Zuhörer in Begeisterung versetzten – haben wir das Buch erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert und inzwischen auch schon sehr berührende Rückmeldungen erhalten: Diese authentischen Berichte von Jugendlichen, Eltern, Großeltern und wachen PädagogInnen wirken entschleunigend und öffnen den Lesern hoffentlich die Augen dafür, dass frei aufwachsende Kinder so kostbar, resilient und heilkräftig sind wie Wildpflanzen, die nicht von Menschenhand gezüchtet, im Glashaus vorgezogen und regelmäßig gedüngt und gespritzt werden…

Am 21.11. habe ich mich mit Stadschulratspräsident Heinrich Himmer getroffen und ihm unser druckfrisches Buch mitgebracht. Mag. Himmer, der erst kürzlich Vater einer kleinen Tochter geworden ist, war sehr freundlich und hat, ebenso wie sein Mediensprecher Matias Meissner, aufmerksam zugehört. Entscheidungen sind bisher noch keine gefallen, aber ich möchte euch die erweiterte Zusammenfassung des Gesprächs schicken, die ich den beiden Herren am nächsten Tag geschickt habe. Über Rückmeldungen oder Kommentare zu dem Vorschlag, eine WERTSCHÄTZUNGSKOMMISSION einzurichten. würde ich mich übrigens sehr freuen!

Lieber Herr Mag. Himmer, lieber Herr Meissner,

Ich bedanke mich noch einmal herzlich für die Zeit und die Aufmerksamkeit, die Sie den Anliegen der Freilerner gestern gewidmet haben! Nähere Informationen über das Netzwerk der Freilerner finden Sie unter www.freilerner.at

Im Folgenden möchte ich die wichtigsten Argumente für eine LEGALISIERUNG VON UNSCHOOLING in Wien und bald hoffentlich in ganz Österreich kurz zusammenfassen und um jene Punkte ergänzen, die gestern nicht zur Sprache gekommen sind oder die ich so emotional hervorgesprudelt habe, dass sie schwer zu erfassen waren 🙂

1) Im Grunde geht es um weit mehr als informelles Lernen und die kleine Schar der Freilerner: Es geht um eine allgemeine Umkehr der Weltsicht – weg von der Fixierung auf Mängel und Probleme, hin zur Entdeckung und Nutzung vorhandener Fähigkeiten und Ressourcen („Vom kritischen zum konstruktiven Denken“). Hochtrabend ausgedrückt: um einen PARADIGMENWECHSEL, dessen Tragweite wir noch gar nicht abschätzen können.

2) Es gibt Länder, in denen Freilernen als selbstverständliches demokratisches Recht angesehen wird, z.B. Großbritannien (Übersetzung der Guidelines for Elective Home Education). Staatliche Maßnahmen zum Schutz von Kindern, die zu Hause verwahrlosen würden, gibt es dort natürlich auch, aber man geht nicht davon aus, dass jedes unbeschulte Kind von Vater Staat „gerettet werden muss“…!

3) Im Bewusstsein der meisten Österreicher sind Bildung und Schulbildung jedoch deckungsgleiche Begriffe. Darauf beruht die tief verwurzelte Angst, Kinder, die nicht zur Schule gehen, würden a) nichts lernen und hätten b) keine Sozialkontakte.

4) Dieses hartnäckige Vorurteil lässt sich nur durch konkrete Beweise widerlegen: Es müssen also die unbewiesenen Annahmen, auf denen die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen beruhen (Lernen kann nur nach Lehrplan erfolgen) durch eine Faktenerhebung ersetzt werden. Dazu bedarf es einer Freigabe des Unschooling und einer wissenschaftlich fundierten teilnehmenden Beobachtung der tatsächlichen Entwicklungsverläufe frei lernender Kinder. Bis auf weiteres ist im übrigen nicht damit zu rechnen, dass sich viel mehr Eltern für diesen Weg entscheiden, sobald die juristischen Hürden wegfallen, denn leider fühlen sich nur wenige Ausnahme-Erwachsene dazu berufen. Steigen könnte allerdings die Anzahl jener Eltern, die sich aus Not zum Freilernen entschließen müssen, weil ihre hoch sensiblen Kinder dem normalen Schulalltag psychisch nicht gewachsen sind.

5) Mein Vorschlag: Als wissenschaftliches Pilotprojekt setzt der Wiener SSR Verwaltungsstrafen und Jahresprüfungen ganz aus und ersetzt sie durch eine WERTSCHÄTZUNGSKOMMISSION, vor der frei lernende Kinder (bedenkenswerte Ergänzung einer Freilernermutter: auch alle Schulverweigerer und Schulabbrecher!) präsentieren können, was sie an Projekten gemacht haben und wofür sie sich interessieren. Gerade die Gemeinde Wien bietet mit ihrem großartigen Angebot an leistbaren Kursen, VHS, Museumsführungen und öffentlichen Einrichtungen aller Art ideale Voraussetzungen für informelles Lernen!

6) Die ERGEBNISSE EINER SOLCHEN WERTSCHÄTZENDEN BEOBACHTUNG werden zeigen, was alle, die sich schon länger mit dem Thema befassen, beobachten konnten (siehe dazu das Buch des Psychologen Peter Gray BEFREIT LERNEN und die Studien von Alan Thomas):

Ganzheitliche Lernprozesse vollziehen sich vollkommen individuell und sind daher weder planbar noch vergleichbar. Auch die Dauer der Entwicklung vom Kleinkind zum selbstständigen jungen Erwachsenen ist sehr unterschiedlich.

Kinder bringen einzigartige Gaben und Talente mit, die alle schulischen Lehrpläne sprengen. Ein Kind, das sich natürlich entfalten darf, bewegt sich, unbeirrt seinen eigenen Interessen folgend, automatisch in Richtung seiner noch unbekannten Zukunft. Die herkömmliche Bildung dagegen legt Standards fest, indem sie Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft projiziert – was logischer Weise umso schlechter funktioniert, je rascher die Welt sich verändert…!
Kinder, deren WAHRE BEDÜRFNISSE nach Nähe und Geborgenheit auf der einen, Freiheit und Selbstbestimmung auf der anderen Seite tagtäglich erfüllt werden, bleiben dadurch weitgehend UNABHÄNGIG VON ERSATZBEFRIEDIGUNGEN wie Junkfood, Smartphones, Computerspielen, Wegwerfspielzeug, Modeartikeln oder Statussymbolen! Beobachter sind immer wieder erstaunt, wie zufrieden und bescheiden frei lernende Kinder sind, denn unter „normalen“= durch die Konsumgesellschaft normierten Kindern findet man so etwas kaum noch…

(Es wäre ein gefährlicher Irrtum zu glauben, dass unsere Schulbildung objektiv und wertfrei ist! Sie erfüllt und transportiert die Normen und Werte der derzeitigen, auf Hierarchie und Konkurrenz basierenden sozioökonomischen Herrschaftsordnung, der wir unbestreitbare materielle Fortschritte verdanken. Unser wissenschaftlich-technischer Fortschritt stößt gegenwärtig allerdings an eine natürliche Grenze, weil er auf Kosten der äußeren Natur wie auch der inneren Natur des Menschen erzielt wurde. Kinder unter 10 Jahren haben das übrigens, wie Studien von Erich Fromm u.a. Psychologen zeigten, schon in den 1960er Jahren deutlich gespürt: Mehr Sorgen als ihre persönlichen Probleme oder die Angst vor einer Trennung ihrer Eltern bereiteten den befragten Kindern damals schon das Waldsterben, das Leid der Tiere in der Massentierhaltung und die Atombombe!)

Die persönlichen Beziehungen von Freilernerkindern – zu Familienmitgliedern und selbst gewählten Freunden jeglichen Alters – sind letzlich enger und tragfähiger als die Beziehungen unter Gleichaltrigen in einer Schulklasse: Kinder, die sich ihre Spielkameraden selbst aussuchen und ihre Spiele selbst gestalten dürfen, entwickeln ein sehr feines und differenziertes Sozialverhalten. (DIe Form der Zwangskameradschaft, wie man sie in einer Schulklasse einüben muss, taugt später eigentlich nur für Wehrdienst oder Klassentreffen, denn überall sonst haben wir es im späteren Leben zum Glück doch mit Menschen verschiedenster Jahrgänge zu tun :-))
FREILERNEN IST KEINE METHODE! Es nimmt in jeder Familie oder Gemeinschaft (wie z.B. dem Wiener Colearning Space) eine andere Gestalt an und wandelt sich ständig mit allen darin involvierten Personen mit. Und es setzt voraus, dass auf Vergleiche und Bewertungen prinzipiell verzichtet wird: Daher mein Vorschlag einer WERTSCHÄTZUNGSKOMMISSION!

7) Das Wesentliche am Freilernen ist der Perspektivenwechsel: Echtes Freilernen geht immer VOM KIND AUS! Und Kinder sind, im Unterschied zu den meisten Erwachsenen, NICHT ERGEBNISORIENTIERT: Sie wollen SPIELERISCH DIE WELT ERKUNDEN, denn ihnen geht es um ERFAHRUNGEN, nicht um Resultate! Daher sollte man sich keine „Hochleistungen“ von frei lernenden Kindern erwarten… Durch selbstbestimmtes Lernen erwerben sie dafür Sozial- und Selbstkompetenz, ein gesundes Selbstbewusstsein und ein Gespür für die eigenen Fähigkeiten und Grenzen, was sie später vielleicht zu außerordentlichen Leistungen befähigen wird.

8) Die derzeitigen Jahresprüfungen orientieren sich an dem „Bulimie-Lernen“, wie es in der Schule leider immer noch praktiziert wird. Dabei hat die moderne Forschung längst bewiesen, dass Lernen unter Druck, Angst und Stress die neuronalen Verbindungen zum Langzeitgedächtnis blockiert. Deshalb wird eingepauktes Schulwissen schon bald nach der Prüfung aus dem Kurzzeitgedächtnis wieder entsorgt (wie ich an meinen Söhnen bereits wenige Wochen nach der Matura beobachten konnte… Wozu dient diese Übung???) FREILERNEN dagen ist NACHHALTIGES LERNEN – frei lernende Kinder wissen sicher Vieles nicht, was auf dem Lehrplan steht, aber ihr freiwillig, ja begeistert erworbenes Erfahrungswissen bleibt in ihrem Langzeitgedächtnis fest verankert!

9) In Schulprospekten, pädagogischen Fachbüchern und Erziehungsratgebern ist immer öfter die Forderung nach INDIVIDUALISIERUNG, POTENZIALENTFALTUNG, KREATIVITÄT, SELBSTBESTIIMMUNG etc. zu finden. Die Freilerner, die all diese Dinge in der PRAXIS leben, könnten Laien und Experten, die sich diesen Ideen schon geöffnet haben, inspirieren und weiterbringen!

10) Die Erkenntnis, dass es UNNÖTIG, BESCHÄMEND UND BARBARISCH ist, in die natürliche Entwicklung heranwachsender Kinder einzugreifen, ihnen je nach Alter bestimmte Entwicklungsfortschritte vorzuschreiben und sie dann danach zu bewerten und zu benoten, wie „brav“ sie diese vollziehen – diese Erkenntnis wird über kurz oder lang hoffentlich JEDEM KIND zugute kommen und das gesamte Bildungssystem grundlegend verändern!

Mit Prof. Garnitschnig habe ich gleich nach unserem Gespräch telefoniert – er wäre begeistert über die Einrichtung einer solchen WERTSCHÄTZUNGSKOMMISSION und würde bereitwillig mitmachen. Auch Ingrid Teufel steht diesem Vorschlag sehr positiv gegenüber, Näheres werden wir morgen beim Jour fixe von Jedes Kind besprechen. Elke Poterpin, Günter Lueger, Thomas Mohrs und andere, die mir noch einfallen oder von Freunden genannt werden, werde ich in den nächsten Tagen oder Wochen kontaktieren. Ich wäre natürlich glücklich, wenn Sie selbst, lieber Mag. Himmer, interessierte Wissenschaftler für diesen Plan gewinnen könnten! Wie er in der Praxis umzusetzen ist, müssten sich alle daran beteiligten Personen – Auftraggeber, Wertschätzende und Wertgeschätzte – von Fall zu Fall untereinander ausmachen…

Mit freundlichen Grüßen Alexandra Terzic-Auer

P.S. Soeben hat mich wieder eine verzweifelte Mutter angerufen, die heute zum x-ten Mal eine Geldstrafe erhalten hat und zusätzlich noch die Aufforderung des Wiener SSRs, sie müsse ihre frei lernende Tochter ab nächster Woche zur Schule bringen, weil das Kind keine Jahresprüfung gemacht hat. Zufällig handelt es sich um das Mädchen mit den Tauben, von dem ich Ihnen gestern erzählt habe… Bisher haben wir es immer vermieden, die Presse einzuschalten, um die Chance auf kooperative Lösungen mit den Behördenvertretern nicht zu gefährden. Allmählich geht uns aber wirklich die Puste aus… BITTE BEENDEN SIE DIESEN UNWÜRDIGEN ZUSTAND SO BALD WIE IRGEND MÖGLICH! Wenn wir noch irgend etwas dazu beitragen können, rufen Sie bitte an oder senden Sie mir ein Mail.

Demnächst möchte ich einen kurzen Rückblick über das Jahr 2017 zusammenstellen, in dem sich so viel getan hat… Eine friedliche Vorweihnachtszeit wünschen euch von Herzen

Alexandra und Sibylle

November 2017

November 2017


Liebe Scholé-Freunde,

„Ökologie der Kindheit“ heißt ein Kongress, der am 25. November in Mauerbach bei Wien stattfinden wird (siehe Link am Ende dieses Briefes!) Sein Organisator André Stern genoss das Privileg, nie zur Schule gehen zu müssen. Er ist ein Hoffnungsträger für alle Menschen, die sich nicht länger einreden lassen wollen, die Natur des Kindes müsse nach vorgegebenen Regeln künstlich optimiert werden, damit aus dem Kind ein lebensfähiger Erwachsener wird.

Ich sehe diese hoffnungsfrohen Menschen als Erben und potentielle Vollender der Naturschutzbewegung, die mit der Kritik an der industriellen Land- und Forstwirtschaft begann. Rufer in der Wüste hatte es vereinzelt schon viel früher gegeben, doch erst in den 1970er Jahren schlossen sie sich zu politisch aktiven Gruppierungen zusammen. Diese „Ökofreaks“, wie sie oft abschätzig genannt wurden, kamen aus allen Schichten der Bevölkerung. Was sie einte, war der Widerstand gegen die hemmungslose Ausbeutung der Natur im Namen eines angeblich unaufhaltsamen Fortschritts. Die Optimierung der äußeren Natur durch Monokultur, Kunstdünger, Pestizide und Gentechnik hatte einen Siegeszug um die ganze Welt angetreten. Den Großkonzernen, die sie vorantrieben, war es gelungen, die Politik für ihre Geschäftsinteressen einzuspannen: Mit der Behauptung, dass die rasant wachsende Weltbevölkerung nicht anders ernährt werden könne, brachten sie nicht nur Opportunisten, sondern auch Idealisten auf ihre Seite.

Warnende Stimmen gab es anfangs nur in Öko-Blättchen mit winziger Auflage. Heute bombardieren uns alle Medien tagtäglich mit Horrormeldungen über den hohen Preis, den die an Goethes „Zauberlehrling“ gemahnenden Optimierungsmaßnahmen der Konzerne fordern: Unfruchtbare Böden, verseuchte Meere, Ausweitung der Wüstengebiete, steigende Wasserspiegel an den Küsten, ein galoppierendes Artensterben, hoffnungslos verschuldete Staaten, die schwindelerregende Zunahme von Zivilisationskrankheiten und psychischen Störungen aller Art…

Trotzdem sind viele, auch hoch gebildete Zeitgenossen nach wie vor überzeugt, der industrielle Fortschritt samt all seinen Begleiterscheinungen sei „alternativlos“. Woran kann das liegen? Könnte es sein, dass eben jene Bildung, die ihr Denken geformt hat, dafür verantwortlich ist? Eine Bildung, die es ihnen schwer macht, Gesamtzusammenhänge zu erkennen, weil sie das Wissen der Menschheit in säuberlich getrennte Fächer aufteilt? Eine Bildung nach weltweit standardisierten Lehrplänen, die soziale Monokulturen hervorbringt und so die natürliche Diversität verdrängt? Eine Bildung nach Unterrichtsprinzipien, die Konkurrenzdenken und hierarchisch gegliederte Ordnungssysteme im Bewusstsein der Schüler fest verankern? Eine Bildung, deren Abschlusszeugnisse in erster Linie Anpassungsleistungen honorieren und die notwendige Voraussetzung für ein Berufsleben sind, in dem es ebenfalls darum geht, den Erwartungen anderer bestmöglich zu entsprechen?

Was jemand von Kindesbeinen an gelernt hat, das wird ihm zur „zweiten Natur“, wie es so schön heißt: Und diese zweite Natur steht leider auf Kriegsfuß mit der ersten Natur!

Auf die Frage, was sie dazu ermutigt hat, die scheinbar allmächtige zweite Natur in Frage zu stellen und sich an ihre erste Natur zu erinnern, wird jeder einzelne Naturschützer seine ganz persönliche Geschichte erzählen: Vom Garten der Großeltern, einem kleinen Paradies, wo es zwischen Obstbäumen und Gemüsebeeten noch eine spannende Vielfalt an Insekten, Vogelnestern, Fledermäusen und Eidechsen zu entdecken gab. Von einem unscheinbaren Wildkraut, das einem nahen Freund das Leben gerettet hat. Von dem heiß geliebten zahmen Kaninchen in der engen Stadtwohnung, dem man als Kind alle Geheimnisse und Kümmernisse anvertrauen konnte, weil es mit und ohne Worte alles verstand. Von einer Reise zu indigenen Menschen, die noch im Einklang mit der umgebenden Natur lebten und rundum glücklich waren, obwohl sie nach westlichen Maßstäben in bitterer Armut lebten.

Es ist die Erinnerung an ihr eigenes INNERES KIND, an ihre eigene INNERE NATUR, die Naturschützer dazu beflügelt, die ÄUSSERE NATUR in ihrer ganzen Schönheit und Ursprünglichkeit bewahren zu wollen. Damit ihre Bemühungen nachhaltige Früchte tragen können, statt unter dem Druck der Verhältnisse allmählich immer mehr zu erlahmen, ist meiner Überzeugung nach ein zweiter Schritt nötig: Die Entscheidung dafür, die INNERE NATUR der KINDER von Anfang an möglichst unversehrt zu erhalten! Ich bin sicher, dass eine Vereinigung dieser beiden Bewegungen, der Naturschützer und der Freilerner, den Bann brechen wird, unter dem wir schon seit so langer Zeit stehen: Den Wahn, wir könnten, ja müssten die Natur verbessern, um das Überleben der Menschheit zu sichern! Von dieser fixen Idee werden wir uns nämlich erst dann endgültig befreien können, wenn wir uns des unerschöpflichen Reichtums in unserem eigenen Inneren bewusst werden…

Manchen Erwachsenen, die schon erste Schritte in diese Richtung gegangen sind, fällt es wie Schuppen von den Augen, wenn sie selbst Eltern werden – besonders dann, wenn sie das Wunder der natürlichen Geburt miterleben durften. Sie verlieren plötzlich jeglichen Ehrgeiz, besser, schneller oder erfolgreicher als irgend jemand anderer sein zu wollen. Sie haben keine Lust mehr, andere Menschen zu bewerten oder für ihr eigenes Befinden verantwortlich zu machen. Ihre Existenzängste machen schrittweise einem kindlichen Vertrauen in das Leben Platz. Das schmerzliche Gefühl der Getrenntheit, von dem das „normale“ Erwachsenwerden begleitet wird, weicht mehr und mehr einer zutiefst beglückendenden inneren Gewissheit, in Wahrheit immer und überall mit allen Lebewesen verbunden zu sein.

Und dann wird ihnen auf einmal klar, dass sie sich nach diesem paradiesischen Zustand gesehnt haben, weil sie ihn so gut kennen: aus der Zeit, als sie selbst kleine Kinder waren! Erwachsenen, die diesen Bewusstseinszustand erreicht haben, wird es nicht mehr einfallen, kleine Kinder als verbesserungsbedürftig zu betrachten und ihre angeborenen Fähigkeiten künstlich optimieren zu wollen! Als Eltern werden sie den ihnen anvertrauten Kindern vom ersten Moment an mit respektvoller Liebe begegnen und aus dieser Haltung heraus in ihnen bald ihre größten Lehrmeister erkennen. Dankbar werden sie sich damit begnügen, die unermesslichen natürlichen Gaben der Kinder möglichst ungestört zur Entfaltung kommen zu lassen und mit ihnen gemeinsam weiterzuwachsen…

In Vorfreude auf den Ökologie der Kindheit-Kongress und das baldige Erscheinen unseres Buches LERNEN IST WIE ATMEN, das wir dort vorstellen wollen, grüße ich euch herzlich und hoffnungsfroh!

Alexandra

Lernen ist wie Atmen Oekologie der Kindheit

September 2017

September 2017


Liebe Scholé-Freunde,

Ich habe lange gezögert, diesen sehr persönlichen Bericht zu schreiben, aber es musste sein: Sobald ich versuchte, über Unverfänglicheres zu berichten, schoben sich die verdrängten Themen unerbittlich wieder in den Vordergrund :-)) Der heurige Sommer hat für mich mit der Lektüre von Jean Zieglers neuestem Werk „Der schmale Grat der Hoffnung“ begonnen. Wie schon in früheren Büchern zeigt der erfahrene Soziologe und UNO-Menschenrechtsdelegierte darin klar auf, dass jedes einzelne verhungerte Kind ein Mordopfer der von unersättlicher Geldgier getriebenen globalen Wirtschaftspolitik ist. Wo sieht er den schmalen Grat der Hoffnung? In den wenigen Menschen, die vor der grausamen Wahrheit nicht die Augen verschließen, sondern sich ohne Rücksicht auf persönliche Verluste darum bemühen, sie ans Licht zu bringen. Denn Wahrheit ist die einzig tragfähige Basis für Gerechtigkeit und Frieden, daran lässt Ziegler keinen Zweifel.

Aufgewühlt durch sein Buch bin ich also weiter auf der Spur der Wahrheitssuche geblieben. Der Zufall hat mich zu einer 7-teiligen amerikanischen Dokumentation mit dem Titel „The Truth about Vaccines“ geleitet, die ich mir mit wachsendem Entsetzen angeschaut habe: Ärzte und von Impfschäden direkt Betroffene berichten über die perfide Politik der US-Impfstoffhersteller, deren Lobbyisten 1986 eine folgenschwere Gesetzesänderung durchsetzen konnten. Seither dürfen diese Firmen nicht mehr auf Schadenersatz geklagt werden, weshalb sie unbeschwert einen neuen Impfstoff nach dem anderen auf den Markt bringen können. Die Dokumentation erzählt über finanziell abhängige Kinderärzte, über hoch giftige Schwermetalle als Zusatzstoffe, über Besorgnis erregende statistische Daten, die manipuliert, aus dem Kontext gerissen oder niemals veröffentlicht wurden. Unter den Impfkritikern, die in der Doku zu Wort kommen, sind natürlich zahlreiche WissenschaftlerInnen. Sie alle haben um der Wahrheit willen ihre akademischen Karrieren aufs Spiel gesetzt und werden als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt. Doch an ihren Gesichtern ist abzulesen, dass sie etwas Wertvolleres als Geld und Ruhm dafür eingetauscht haben: diese Frauen und Männer sind menschlich mit sich im Reinen.

Durch allgemein als seriös geltende Medien wurden wir sehr erfolgreich darauf abgerichtet, uns zum Thema Impfungen sofort in ideologische Debatten pro oder contra verstricken zu lassen: Eine Finte, die sich zur Verschleierung „heißer“ Themen bestens eignet, denn hoch emotional geführte Streitgespräche lassen uns sehr rasch vergessen, erst einmal fehlende Antworten auf ganz konkrete Fragen einzufordern, damit wir uns überhaupt eine fundierte eigene Meinung bilden können. So haben wir uns unmerklich daran gewöhnt, anstelle klarer und umfassender FAKTEN mehr oder minder verschwurbelte „EXPERTENMEINUNGEN“ geliefert zu bekommen, die uns das Selberdenken abnehmen sollen. Denn einem Experten / einer Expertin, so hat man uns erfolgreich beigebracht, können wir desto blinder vertrauen, je mehr akademische Titel er oder sie an möglichst berühmten Universitäten erworben hat. Ein solcher berühmter Experte – Mediziner und Philosoph an der altehrwürdigen Universität Tübingen – trat vor etwa 2 Jahren als Hauptredner bei einer Sitzung der Bioethik-Kommission im österreichischen Bundeskanzleramt auf. Es ging um das Thema Impfungen oder, genauer gesagt, um die Sorge der Behörden angesichts der stetig steigenden Zahl von Impfkritikern. Die Auswertung der statistischen Daten in Deutschland, so dozierte der doppelte Doktor, habe ergeben, dass diese Impfverweigerer, welche das hehre Ziel der Herdenimmunität akut gefährdeten, hauptsächlich in zwei Bevölkerungsschichten anzutreffen seien: Bei den am höchsten Gebildeten und beim medizinischen Personal!

Denkt ihr etwa, das hätte die ZuhörerInnen stutzig gemacht? Keineswegs! Nur ich, die ganz zufällig in diese eigentlich für Verantwortliche des Gesundheits- und Bildungssystems abgehaltene Veranstaltung hineingeraten war, konnte ein Lachen nicht unterdrücken: Das ist doch Wasser auf die Mühlen der Impfverweigerer, dachte ich, wenn ausgerechnet diese zwei Gruppen an den mit viel Geld beworbenen Segnungen des Impfens die größten Zweifel äußern: 1) die Wenigen, die dank ihrem hohen Bildungsgrad Zugang zu DIFFERENZIERTEREN INFORMATIONEN haben als der Durchschnittsbürger. Und 2) die Vielen, die in Spitälern und Arztpraxen tagtäglich mit den REALEN FOLGEN der gängigen Impfpraxis konfrontiert sind! Aus meiner Sicht wäre der nahe liegende Schluss daraus, dass zum Thema Impfen schleunigst nachprüfbare Daten und Fakten erhoben und verbreitet werden müssen. Was aber schloss der mit stürmischem Applaus verabschiedete Experte daraus? Dass es hoch an der Zeit sei, das störrische medizinische Personal endlich in den Griff zu bekommen: Falls es nicht genüge, an ihr Verantwortungsgefühl in Sachen Herdenimmunität zu appellieren, dann müsse ihnen eben mit Kündigung gedroht werden! Als weitere Maßnahme bliebe natürlich, wenn nötig, immer noch die allgemeine Impfpflicht…(denn dann nützt auch den besser Informierten außerhalb des Gesundheitssystems ihre hohe Bildung nichts mehr!) Eine allgemeine Impfpflicht war damals noch ferne Zukunftsmusik, aber sie wird in Brüssel schon seit längerem diskutiert. Diesen Sommer ist sie in Italien eingeführt worden – unzureichend geimpfte Kinder dürfen dort weder Schulen noch Kindergärten mehr besuchen. Frankreich will Italiens Beispiel demnächst folgen…

Ich würde es nicht wagen, euch diesen Schrecken erregenden Fakten auszusetzen, gäbe es nicht auch Positives zu berichten. In der 7. Folge der amerikanischen DVD-Doku „The Truth about Vaccines“ ging es um die ausgezeichneten Gesundheitsdaten umgeimpfter Kinder und um Homöopathie als bewährte Alternative zur schulmedizinischen Seuchenbekämpfung mittels Impfungen. Das Thema ist so interessant und so vielschichtig, dass ich euch den ebenso ausführlichen wie ermutigenden Aufsatz eines österreichischen Arztes mitsende, den ich im Internet dazu gefunden habe (siehe Anhang). <Homöopathie und Epidemien A. Rohrer.pdf>

Eine weitere Wahrheits-Bewegung, mit der ich mich diesen Sommer wieder einmal intensiv auseinandergesetzt habe, ist jene, die eine unabhängige Untersuchung der Anschläge vom 11. September 2001 fordert. Dieser 9/11-Wahrheitsbewegung haben sich neben vielen „Verschwörungstheoretikern“ aus aller Welt nun schon mehr als 2.500 amerikanische Techniker und Ingenieure angeschlossen. Einer von ihnen war selbst Mitglied der US-Behörde NIST, die den offiziellen Report über die Anschläge verfasste, arbeitete allerdings in einer anderen Abteilung. In einem Video, das auf Youtube in deutscher Übersetzung zu sehen ist, erzählt er von seinem Entsetzen und seinem Zorn auf sich selbst, als ihm plötzlich bewusst wurde, wie leicht er sich 15 Jahre lang täuschen ließ (http://www.kla.tv/vernetzung). Dabei wäre die einzig wahrscheinliche Ursache des Einsturzes der drei (!) WTC-Gebäude für den geschulten Blick eines Technikers sogar aus den weltweit verbreiteten Fernsehbildern leicht zu erkennen gewesen: Nur eine gezielte Sprengung konnte bewirken, dass diese äußerst solide gebauten Stahlbeton-Türme senkrecht und annähernd in Fallgeschwindigkeit in sich zusammenstürzten, wobei anstelle verkohlter Trümmer (die ein Großbrand hinterlassen hätte) praktisch nur Staub und Asche von Gebäuden und Flugzeugen übrig blieben.

Ernsthafte Kritiker der offiziellen 9/11-Legende kann man aus meiner Sicht daran erkennen, dass sie sich, unter Verzicht auf persönliche Beschuldigungen, das Recht herausnehmen, konkrete Fragen zu stellen und nachprüfbare Beweise zu fordern. Im Internet wimmelt es daneben natürlich von dubiosen Beiträgen, deren oft anonyme Autoren versuchen, den offiziellen Sündenbock Osama Bin Laden durch andere Sündenböcke – seien es Aliens oder Mitglieder einer angeblichen „jüdischen Weltverschwörung“ – zu ersetzen. Als erfahrene Krimi-Leserin würde ich es jenen mächtigen Instanzen, die an der Aufrechterhaltung der offiziellen Legende ein vitales Interesse haben, durchaus zutrauen, solche Schauermärchen selbst in Umlauf zu setzen, um Verwirrung zu stiften und seriöse Kritiker zu kompromittieren… Auch wenn das Thema komplex, schwierig und brennheiß ist, kann ich nur jeden bitten, sich selbst eine Meinung dazu zu bilden. Leider lässt es sich nicht guten Gewissens übergehen, obwohl 9/11 nun schon 16 Jahre zurückliegt. Es war nämlich der Startschuss für den so genannten “Krieg gegen den Terror”, der seither Millionen Todesopfer gefordert hat und unvermindert anhält. Nicht nur auf den Schlachtfeldern in Syrien, sondern auch in den nur mittelbar betroffenen Ländern Europas, wo endlose Ströme von Kriegsflüchtlingen sowie die immer wieder beschworene Terrorgefahr den Falken in der Politik willkommene Vorwände liefern, die Befugnisse von Militär und Polizei auszuweiten und – unter dem Applaus einer verängstigten Bevölkerung! – die Bürgerrechte immer mehr einzuschränken.

Zu diesen Bürgerrechten zählt auch das Recht auf freie Selbstbildung, das in einer Atmosphäre der Angst vor der Wahrheit ebenso bedroht ist wie das Recht, sich selbst und seine Kinder nicht impfen zu lassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Nutznießer und Mitläufer der herrschenden globalen Markt- und Wettbewerbs-Ideologie das Freilernen instinktiv sogar als ganz besonders bedrohlich empfinden. Wieso? Weil in Schulen und Kindergärten das Fundament für Konkurrenzverhalten und Expertengläubigkeit gelegt wird: In einer Gruppe von Gleichaltrigen, die ständig miteinander verglichen und bewertet werden, breiten sich unweigerlich Konkurrenzängste aus. Und spätestens ab dem Schuleintritt ist es nicht mehr das Kind, das eigenständige Beobachtungen macht und dazu seine eigenen Fragen formuliert. Die Themen sind nun vom Lehrplan vorgegeben und die Fragen werden von einer Lehrperson gestellt, die auch gleich die passenden, einzig richtigen Antworten mitliefert. So wird aus dem unverbildeten, klarsichtigen Kind, das Andersen in seinem berühmtem Märchen „des Kaisers neue Kleider“ feiert, ein an die Erwachsenenwelt angepasstes Schulkind, das brav nachplappert, was ihm vorgesagt wurde… Es darf nicht mehr für wahr halten, was ihm sein Gefühl und seine Sinne sagen. Es wird sich nicht mehr trauen, inmitten verblendeter Mitläufer laut auszurufen: „Aber der Kaiser ist doch nackt!“, sondern es wird sich wie alle anderen in seiner Umgebung der MEINUNG DER MEHRHEIT UND DER EXPERTEN anschließen…

Gestern habe ich anlässlich der Aktion Open House Wien die Edith Stein Kapelle in der Ebendorferstraße 8 besucht. Auf einer Tafel an der Hauswand las ich ein Zitat dieser 1891 als Jüdin geborenen und 1942 als Karmeliterin von den Nazis ermordeten Heiligen, das mir ein wunderschönes Schlusswort beschert: „Gott ist die Wahrheit. Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.“

In Freude und Zuversicht Alexandra

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